Don Roos, wurde bisher als Drehbuchautor bekannt. Jetzt kommt seine
erste Regiearbeit, DAS
GEGENTEIL VON SEX ins Kino. Rüdiger Suchsland sprach
mit ihm.
Artechock: Warum hat es solange gedauert, bis Sie selbst
Regie geführt haben?
Roos: Weil man mich nicht gelassen hat. (lacht)
Sie haben Erfahrungen mit Independents und mit
Studiofilmen. Was sind die Unterschiede für sie.
Studiofilme müssen höflicher sein, konservativer, mehr
Mittelklasse. Independents sind radikaler, nicht ganz so anständig.
"Das Gegenteil von Sex" ist sicher ein Independentfilm. Aber ich
habe versucht, alles ein bißchen glamouröser zu machen. Die
düsteren, schmutzigen Independentfilme mag ich nicht so gern.
Mit Shooting-Star Christina Ricci haben sie ja
eine Idealbesetzung.
Sie sieht doch richtig
glamourös aus, oder? Vom Nacken abwärts sieht sie "independent"
aus, vom Nacken aufwärts hat sie einen Studio-Look. Und sie ist
nicht abgehoben. Sie kümmert sich nicht dauernd um ihr Haar und
Makeup. Ihre bisherigen Rollen sind ja auch sehr erwachsen. Jetzt,
wo ich sie etwas besser kenne, weiß ich: Sie ist ihrem
Filmcharakter auch persönlich ziemlich ähnlich. Sie ist sehr offen,
rebellisch, benutzt schmutzige Worte. Sie wußte schon vorher mehr
über die Figur, als ich.
Ihr Film ist mutig und ironisch. Gegen Ende
scheinen sie allerdings dem Massengeschmack Tribut zu
zollen.
Vielleicht ein bißchen. Ich habe das
Ende während des Drehs abgeändert. Aber ich bin Amerikaner, ich mag
Happy-Ends. Aber es ist immerhin kein dummes Ende.
Am Ende stehen konservative "family values". Ist
das ihre Antwort auf die derzeitigen US-Debatten? Sollen Schwule
auch brave Homo-Familien gründen?
Ich finde,
es gibt keinen Grund, über Familie, Liebe und Bankkonten zu
spotten. Ich bin sehr konservativ. Der Film auch. Er sagt, daß Sex
Konsequenzen hat. Das ist nicht sehr radikal. Insofern geht es sehr
stark um Familienwerte.
Und Christina Ricci spielt die Rebellin gegen all'
das, die am Schluß endlich gezähmt ist?
Ja,
aber sie wird gezähmt durch ihre eigenen Erfahrungen. Am Ende denkt
sie endlich einmal nach, bevor sie etwas tut. Aber niemand zähmt
sie. Sie ist selbst durch ihr Leben angekotzt.
Es gibt da den Satz in ihrem Film: "Put that
PC-Crab aside". Täusche ich mich, oder wollen sie sich über die
ganze PC-Debatte lustig machen?
PC bedeutet
Gleichmacherei. Aber wir haben alle Vorurteile. Ich habe
Vorurteile. Und eine Welt ohne Vorurteile stelle ich mir ziemlich
langweilig vor. Ich möchte nicht all' meine Kategorien aufgeben. So
funktioniert das menschliche Leben: Wir stecken Menschen in
Schubladen, und habenh unsere Erfahrungen. Wir sollten offen sein
mit unseren Vorurteilen. Und es wäre ziemlich blöd, wenn alle alle
gleich lieben würden.
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