Okay, diese Woche ist es wirklich keine Frage, was hier als
erstes empfohlen werden muß: Augen weit auf und rein in EYES WIDE
SHUT lautet die Devise. Aber auch wenn man sich den mehrmals
ansieht, bleibt noch immer einiges an Zeit im Cineasten-Leben, die
mit schönen Filmen gefüllt werden kann - und von denen gibt es auch
sonst mal wieder reichlich.
Zunächst sei kurz eine andere Erstaufführung diese Woche wärmstens
empfohlen: Nachdem vor zwei Wochen bereits IDLE HANDS an dieser
Stelle lobende Erwähnung gefunden hat, dürfen wir heute schon
wieder auf einen Nachzügler des '80er-Jahre Horrorkinos begeistert
hinweisen. BRIDE OF CHUCKY trotz ebenfalls allen Gesetzen
der Wahrscheinlichkeit und ist - obwohl vierter Teil in einer
B-Movie-Serie über eine vom Geist eines Serienkillers besessene
Kinderpuppe, for crying out loud - ein ganz wunderbarer
Film. Die Hong Kong-Talente Ronny Yu und sein Kameramann Peter
Pau machen's möglich, unterstützt von einer hinreißenden Jennifer
Tilly. Und weil die nach der Hälfte des Filmes nur noch als
Stimme präsent ist, und Chucky nur richtig gut ist, wenn Brad
Douriff ihn spricht, sei hier auch gleich noch dringendst
die Originalfassung angeraten.
Das Kurzfilmfestival "Bunter Hund" hätte manches an Lob und
Empfehlung an dieser Stelle verdient - da wir aber andernorts
bereits ausführlich darauf hinweisen, sei's hier nur noch mal kurz
in Erinnernung gerufen.
Wie man da auch noch Zeit für's Filmmuseum finden soll, ist
schwierig zu beantworten - sein muß es aber unbedingt. Wie wir
bereits letzte Woche vorab vermutet haben, hat STARSHIP TROOPERS
jetzt beim Wiedersehen und im Kontext einer Werkschau enorm
dazugewonnen, und folglich müssen jetzt auch die übrigen Filme der
Paul Verhoeven-Retro in diesem Rahmen neu erarbeitet werden. (Ach
was, sind wir ehrlich: Das Zeug macht einfach einen Riesenspaß. -
Aber es steckt tatsächlich einiges dahinter, und mehr davon bekommt
man mit, wenn man's jetzt in so dichter Folge mit geschärftem Blick
sieht.) Doch selbst, wer es wagt, SHOWGIRLS, BASIC INSTINCT und
TOTAL RECALL als bekannt genug vorauszusetzen, darf auf gar keinen
Fall ROBOCOP und FLESH + BLOOD verpassen. Letzteren, weil er
hierzulande viel zu wenig Beachtung gefunden hat, ersteren, weil er
in Deutschland stets nur in einer von der Zensur heftigst
verstümmelten Fassung zu sehen war. Wer ihn nicht im Original
kennt, kennt ihn also noch nicht wirklich.
Dann geht's weiter mit dem Porträt Shinji Somai - wir selbst
werden erst heute etwas von diesem vielgepriesenen Meister
aus Japan sehen und können folglich noch kein eigenes Urteil
abgeben, aber wir verlassen uns für's erste auf wärmste Empfehlungen
aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen und geben diese
hier mit Nachdruck weiter. Besonders gespannt sind wir jetzt
schon auf RABU HOTERU (LOVE HOTEL) - da ist nämlich das Drehbuch
von Takashi Ishii, und selbiger hat als Regisseur mit GONIN
einen unserer erklärten favourites des asiatischen Kinos geschaffen.
Weil ja aber jemand da immer noch zu was anderem
kommen könnte, als ins Kino zu gehen, hat das Filmmuseum auch noch
zwei Filme von Carl Theodor Dreyer auf dem Programm, und der hat
schon Anfang des Jahrhunderts einen Trend begründet, der bis heute
zu Lars von Trier gilt: Dänische Filme sind einfach gut. (Okay,
okay, das ist jetzt ein wenig sehr pauschal - aber die von Dreyer
sind's auf jeden Fall.) zu sehen gibt's PRAESIDENTEN in der
restaurierten Farbfassung, mit Live-Klavierbegleitung von Aljoscha
Zimmermann. Und in der "Midnight Movies"-Schien läuft VAMPYR, den
wahrscheinlich die meisten schon kennen, den man aber kaum oft
genug sehen kann - einer der fünf besten Vampirfilme aller Zeiten,
und dann das Lächeln von Sybille Schmitz... oh yeah!
Das sollte es dann aber gewesen sein, möchte man meinen. Doch es
ist der zweite Montag im Monat, und da heißt's dann noch einmal ab
in's Filmmuseum: Das MFZ gibt Carte blanche für Münchner Kritiker,
und Rico Pfirstinger von focus-online hat THE GAUNTLET gewählt -
seltsamerweise einer der unbekanntesten Filme von Clint Eastwood,
obwohl einer seiner schönsten. Im Kino wird ja oft und viel mal was
erschossen, Indianer, Gangster, Polizisten, Pferde, auch hin und
wieder Frauen und Kinder, doch ich weiß keinen anderen Film als THE
GAUNTLET, in dem ein Haus erschossen wird. Man sollte sich's nicht
entgehen lassen.
Mehr als genug zum sehen und staunen also, diese Woche, doch noch
nicht genug für unseren lieben Herrn Oehmann. Der sah die Liste der
Empfehlungen und befand, daß da noch Wesentliches fehlte. Und hat
freilich recht, daß das letzte Wort nicht gesprochen ist, bevor wir
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht auch folgendes an's Herz
gelegt haben: "Samstags Fußball, Sonntag Lindenstrasse."
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die Artechock-Redaktion
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