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DER SPION, DEN SIE LIEBTEN

  18.12.1997
 
 
 
  Es waren einmal 10 Filmkritiker. Sie alle gingen in die Pressevorführung von TOMORROW NEVER DIES, dem neuesten James Bond-Film. Und danach mußten sie alle alle heim in ihre Redaktion und schnell eine Filmkritik schreiben.

Der erste von ihnen fragte sich, warum das Publikum heute überhaupt noch James Bond Filme anschaut. Weil ihm keine Antwort einfiel, ließ er das mit der Kritik schnell wieder bleiben.

Der zweite Kritiker überlegte, warum die Bond-Girls heute nicht mehr so schöne Namen haben, wie Pussy Galore, Honey Ryder oder Kissy Suzuki, und schrieb einen Artikel über Political Correctness und Ypsilons in Frauennamen, den die RessortleiterIn Rosa Klepp dann nicht drucken wollte.

Der dritte fand es zunächst großartig, daß der Bösewicht modernisiert wurde, und ein Medienzar die Weltherrschaft erringen wollte. Weniger überzeugend fand er aber die Vorstellung, daß der dann wieder mit einer Atombombe drohen würde, wie alle anderen Bösewichte zuvor. Während er sich noch ärgerte, wurde er von seinem Verleger Largo gefeuert. ("ABER WIESO ?" - "WIESO NICHT !")

Als der vierte Journalist an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, bestellte er bei seiner Sekretärin zuerst einmal einen Martini. Da dieser gerührt und nicht geschüttelt war, schrieb er einen Artikel über Dean Martin.

Der fünfte Filmkritiker rätselte, ob Bond am Ende ein Kämpfer gegen den Kapitalismus sei, weil er doch meistens nicht gegen böse Russen und andere Rote kämpft, sondern gegen wildgewordene Superreiche. Dabei sah er aus dem Fenster wie sein BMW 750 iAL gerade von der Russenmafia geklaut wurde, und wünschte sich, er hätte auch gerade ein paar von Q’ Superwaffen zur Hand. Hatte er aber nicht, also mußte er mit der Straßenbahn hinterher.

Der sechste Filmkritiker versuchte sich zu erinnern, wann er früher einmal James Bond sein wollte. "Mit 14" sagte er zu sich selbst. Dann begann er, sich wieder an seine Karl May-Phase zu erinnern, und überlegte, wo seine Silberbüchse geblieben sei. Zur Zeit fragt er sich gerade, ob Winnetous Pferd nun Iltschi oder Ntschotschi hieß. Oder doch Hatatitla ?

Der siebente Filmkritiker war eigentlich Emma Peel-Fan. Als er sich gerade fragte, ob Pierce Brosnan nun im Film-Remake von "Mit Schirm, Charme und Melone" die Rolle von John Steed spielen würde, und wie Brosnan wohl mit Melone aussähe, fiel ihm ein, das Emma Peel ja die Frau von James Bond war, und das, weil Roger Moore jetzt im Spice Girls Film mitspielt, ja Mel B auch vielleicht als Emma Peel ....

Der achte Filmkritiker fand, daß Bond im Grunde ein Cold War-Zombie sei. Und er analysierte, daß 007’s Zusammenarbeit mit der chinesischen Agentin Wai Lin eigentlich ein Kotau vor der rotchinesischen Diktatur sei, schön metaphorisch verpackt. Als er in der Mittagspause beim kleinen Chinesen aß, machte ihm der Koch soviel Glutmat ins Essen, daß der Kritiker ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Der neunte Filmkritiker übte zuhaus vor dem Spiegel gerne: "Mein Name ist Pond, James Pond" - er hatte einen kleinen Sprachfehler. Als er nach dem Film den Raketenantrieb seines Aston Martins einschaltete, und dabei noch "Tomorrow Never Dies" vor sich summte, endete er an der Wand der Tiefgarage.

Der zehnte Filmkritiker fragte sich, ob nicht Sean Connery doch immer noch der beste James Bond sei. Er hatte recht.

Rüdiger Suchsland und Max Herrmann

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