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21.08.1997
 
 
   
 

Forever Young - Robert Redford

 
Happy Birthday, Robert!
     
 
 
 
  Robert Redford hat Geburtstag, und wir alle alle feiern mit. Nein, auch wir bei Artechock haben nicht geglaubt, daß Robert Redford tatsächlich schon 60 Jahre alt sein soll, obwohl er zugegebenermaßen bei seinen letzten Leinwandauftritten bereits etwas verwittert aussah. Aber irgendwie ist Robert Redford ein ewiger Junge geblieben, ein jugendlicher Mann, wie es sonst vielleicht nur noch Ryan O'Neal ist, und auch der nicht mehr so ganz.

Wie der viel talentiertere Paul Newman, mit dem er zwei seiner schönsten Kinofilme drehte, ist Redford ein Schauspieler der 60er Jahre, jener Zeit, als das US-Kino so jung war, wie niemals mehr seitdem. Die sechziger Jahre, das war auch für den Film eine spielerische Epoche voller Aufbrüche und Optimismen. Es war gerade gegen Ende dieses Jahrzehnts auch die Zeit der erwachsenen Lausbuben, derjenigen, bei denen sich die rebellische Pose bereits ins Unernste verwässert hatte. Solche zwei Lausbuben sind Butch Cassidy und Sundance Kid, dargestellt von Paul Newman und Robert Redford 1969 im gleichnamigen Film von George Roy Hill. Zwei Hippies mit kurzen Haaren, für die nur der Augenblick zählt, und deshalb früh sterben, wie es sich gehört, bei jungen Helden.
So wird uns Robert Redford immer im Gedächtnis bleiben, ein junger, strahlender, blendend aussehender Mann. Ein all-american boy, der doch nur wenig von dem durchschnittlichen, middle-west-appeal hatte, den bis heute kaum ein US-Schauspieler abschütteln kann, wenn er nicht gerade aus New York kommt. Robert Redford war anders, ein charmanter, aber nie aalglatter Weltbürger vom Land, der nichts Urbanes ausstrahlte, und doch nie so tumb mit sich im Reinen war, wie der ungleich eitlere Warren Beatty, oder eben Ryan O’Neal, zwei andere gutaussehende, ja schöne Männer, die in diesen Jahren viele Filme des new Hollywood prägten. Robert Redford war Kalifornien, die Verheißung eines neuen, strahlenden und doch anderen Amerika, der John F.Kennedy unter den Hollywoodstars.

Wie bei Kennedy erfüllte sich diese Verheißung nicht. Und so wirkte auch Robert Redford wenn wir ihn später, nach 1969 auf der Leinwand sahen, immer wie die Erinnerung an eine uneingelöste Möglichkeit. Ein melancholisch stimmender Schatten scheint über allen seinen Rollen zu liegen, vielleicht auch deswegen, weil Redford seit den beiden Erfolgen mit George Roy Hill („The Sting", der bei uns "Der Clou" heißt, war der zweite, wiederum an der Seite von Paul Newman) dem naheliegenden Klischee des blonden Schönlings zu entgehen versuchte, und -spät erst von Hollywood entdeckt- offenbar immer beweisen wollte, daß er ein ernsthafter Schauspieler ist, und nicht bloß ein gutaussehender. Niemals spielt Redford mit seinem Klischee und der Melancholie des verfehlten Aufbruchs besser, treffender und souveräner, als in Jack Claytons "The Great Gatsby"(1974). Schon zuvor, in „The Way We Were" (1973), hatte er an der Seite von Barbra Streisand die Enttäuschungen der 70er Jahre vorweggenommen: es ist alles vorbei, bevor es richtig angefangen hat.

Auch Robert Redford scheint nie richtig angefangen zu haben, und vielleicht liegt hier das Geheimnis seiner ewigen Jugendlichkeit. Rastlos, immer unzufrieden probierte er Neues. Als Produzent und als Regisseur („The Milagro Beanfield War", "A River Runs Trough it", "Quiz Show") zeichnete er für leidlich gute Filme verantwortlich, die sich aber nie wirklich einprägten. Eher schon ein paar weitere Filme, besonders die Rolle des Bob Woodward in Allan J. Pakulas Watergatedrama „All the Presidents Men", auch ein Versuch, dem eigenen Klischee zu entrinnen.
Und dann ist da noch die schlechteste Szene in seiner Karriere, der Moment, als der ewige Schönling einmal richtig böse sein wollte, und Demi Moore mit einer Million „ein unmoralisches Angebot" machte (1993). Der letzte Ausbruchsversuch, ein Kassenerfolg, der doch auch viele Fans kaltließ. Nicht wenige fanden, daß ihm eher Demi Moore umgekehrt eine Million hätte anbieten sollen.
So hält sich selbst hier die dominante Empfindung, wann immer Redford auf der Leinwand auftaucht: Es hätte auch anders sein können.
In diesem Sinne: Happy Birthday!!!

Rüdiger Suchsland

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