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ruhmeshalle im zwielicht der geschichte

friedrich von gärtners
feldherrnhalle

Sie ist Anziehungspunkt für Tauben, Touristen, Demonstranten und Flaneure. Politiker lassen sich auf dem geräumigen Platz vor ihr genauso gerne fotografieren wie die Herren Wang und Li. Musiker aller Nationen und Instrumente verzieren ihre Architektur akkustisch.
Die Feldherrnhalle ist ein nicht wegzudenkender Teil der Münchner Architekturlandschaft. Sie bildet den Schlußpunkt der bestimmenden Nordachse, die von der Leopold- bzw. Ludwigstraße gebildet wird. Wer am Siegestor vorbei in Richtung Innenstadt fährt, der wird schon von Ferne von dem freundlichen Odeonsplatz mit der Theatinerkirche, der Residenz und vor allem von den drei großen Bögen der Feldherrnhalle begrüßt. So freundlich und erhaben dieser Eindruck auch erscheinen mag, vor allem wohl den Münchentouristen wird dieser Platz ein greifbarer Ort ungeliebter deutscher Geschichte sein. Die Bilder der nazionalsozialistischen Aufmärsche, die immer wieder durch militärische oder folkloristische Veranstaltungen in der Gegenwart ungewollt wachgerufen werden, sind noch immer präsent und dürfen nicht in Vergessenheit geraten.

Ein nationales und militärisches Symbol war die Feldherrnhalle auch schon während der Weimarer Republik.
Im Zuge des Ausbaus des Münchner Nordwestens, der vornehmlich von Leo von Klenze vorgenommen wurde, beauftragte 1835 Ludwig I. schließlich Friedrich von Gärtner für den Entwurf eines geeigneten Abschlußgebäudes der repräsentativen Ludwigstraße. Ursprünglich war wohl geplant die Architektur des Fassadenabschlusses am Preysinghaus nach der Art der Fontana di Trevi in Rom zu gestalten, doch zeigt schon eine Entwurfskizze Gärtners 1840 die Anlehnung an die Loggia dei Lanzi in Florenz. Am 18.6.1841, dem Jahrestag der Schlacht von Waterloo, erfolgte die Grundsteinlegung, am 8.10.1844, dem Jahrestag der Schlacht von Leipzig, wurde die Feldherrnhalle eingeweiht. Feierlich wurden die überlebensgroßen Standbilder, die auf Entwürfe Ludwig Schwanthalers zurückgehen, enthüllt. Sie zeigen die beiden Feldherrn Karl Philipp Fürst von Wrede und Johann Graf von Tilly. Inschriften auf den Standbildern verweisen darauf, daß die Figuren aus feindlichen Kanonen gegossen wurden. Zur weiteren Ausstattung gehört das 1892 entstandene Denkmal für die bayerische Armee, für das Ferdinand von Miller verantwortlich war. Prinzregent Luitpold soll es aus eigenen Mitteln dem bayerischen Heer zur Erinnerung an den Krieg im Jahre 1870/71 in Auftrag gegeben haben. Die beiden Marmorlöwen des Bildhauers Wilhelm Ruemann, die schon in Gärtners Entwurf vorgesehen waren, kamen erst 1905 auf den Treppenwangen zur Aufstellung.

Ein weiteres Denkmal ist seit geraumer Zeit verschwunden und nichts erinnert mehr an seine Existenz: Im Jahr 1933 erhielt die Feldherrnhalle eine Bronzetafel aus Anlaß des zehnjährigen Gedenkens an den niedergeschlagenen Putschversuch Hitlers, der in die Geschichte als 'Marsch auf die Feldherrnhalle' einging. Am linken Seitenbogen der Halle wurde ein Ehrenmal mit den Namen der 16 'Blutzeugen' an jener Stelle errichtet, an der die Putschisten von der Polizei gestellt wurden. Den Gefallenen mußte der Münchner Bürger an diesem Mahnmal durch den Hitler-Gruß die Ehre erweisen, was dazu führte, daß diese Schmalseite der Feldherrnhalle mehr und mehr gemieden wurde. Die schmale Straße hinter dem Gebäudekomplex verdiente sich so im Volksmund den Namen 'Drückbergergasse'.
Durch Hitler ist die einstige Ruhmeshalle der Monarchie, die nach 1848 zum Symbol des neuen deutschen Nationalbewußtseins wurde, zur Metapher für Ursprung und Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung geworden.
Von dem Ehrenmal war bis vor einigen Jahren noch die Plinthe erhalten, die auf den nationalsozialistischen 'Mißbrauch' erinnerte, und mit ihrer Existenz an den Ort in der Hauptstadt der Bewegung mahnte.

Der Umgang mit der Feldherrnhalle trägt interessanterweise in der Gegenwart ebenso zwanghafte Züge wie der mit der deutschen Vergangenheit allgemein. Während das architektonische Vorbild in Florenz auf seinem Dach die Caféterasse der Uffizien beherbergt, ist es nur schwer möglich, eine Erlaubnis für eine Veranstaltung in der Feldherrnhalle oder auf dem Odeonsplatz zu bekommen. Die Art der Veranstaltungen jedoch gibt Aufschluß über die Entscheidungsbevugten der Stadt.

Wer sich näher mit der Geschichte der Feldherrnhalle auseinandersetzen möchte, dem sei folgendes Buch empfohlen:"150 Jahre Feldherrnhalle. Lebensraum einer Großstadt, hrsg. v. H. Kunst-Ott und A. Kluge, München (Buchendorfer Verlag) 1944

christian schoen





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