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233 15|05|2002
besprechung
die pinakothek der moderne - ein centre pompidou für münchen?

 
Im Herbst wird sie eröffnen, die Pinakothek der Moderne, "eines der weltweit größten Museen für die bildenden Künste des 20. und 21. Jahrhunderts", wie die Initiatoren vollmundig ankündigen. Ja, man stellt sich sogar in eine Reihe mit dem Pariser Centre Pompidou. Kann das Konzept für die 3. Münchner Pinakothek diesem Anspruch wirklich gerecht werden? Man darf gespannt sein. Mit den Beständen der Bayrischen Staatsgemäldesammlungen ist die moderne und zeitgenössische Kunst recht gut vertreten, auch wenn die konservative Ankaufspolitik der letzten Jahrzehnte (man blickte eben gern auf den von den USA dominierten Kunstmarkt, und traf, gerade bei deutscher Kunst, selten frühzeitig mutige Entscheidungen) sich wieder einmal zeigen wird. Sicherlich machbar und punktuell auch sinnvoll ist der Einzug der Neuen Sammlung. Sie umfasst die Bereiche Industrial Design, Graphic Design, Kunsthandwerk und Computer Culture. So wie schon im Neuen Museum in Nürnberg werden Kunst und Design in erquicklichem, und manchmal eben auch nicht so erquicklichem Dialog präsentiert werden.
 
feinlinige zeichnung und
quäkige installationen
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Weitaus schwieriger gestaltet sich jedoch die Zusammenarbeit mit den anderen beiden Institutionen, die als Nutzer der Pinakothek der Moderne vorgesehen sind. Die Graphische Sammlung, deren Schwerpunkt eindeutig nicht auf modernen Werken, sondern auf Klassikern von Leonardo bis Cézanne liegt, wird sich in den neuen Räumen schwer tun. Zwar plant man, auch weiterhin in der Alten und der Neuen Pinakothek Ausstellungen präsentieren zu können - doch wird man dort den Gast "Graphische Sammlung" zunehmend weniger herzlich aufnehmen, wenn die Sammlung erst einmal eigene Schauräume in der Pinakothek der Moderne bezogen hat. Das heißt, dass eine feinlinige Dürerzeichnung demnächst eben nur noch im Kontext von quäkenden Computerinstallationen und krachendem Design zu sehen sein wird. Natürlich gibt es innerhalb der Pinakothek der Moderne noch eine räumliche Trennung der vier Nutzer, doch ist die Architektur von Braunfels so angelegt, dass alle Abschnitte miteinander kommunizieren --auch dort wo nicht viel zu kommunizieren ist. Dasselbe Problem wird das Architekturmuseum haben. Die Highlights dieser Sammlung stammen vielfach aus dem 19. oder auch 18., gar 17. Jahrhundert. Wird man, wie beabsichtigt, weiter historische Ausstellungen mit diesem Material machen, und damit die Epochengrenze, die die Bezeichnung "Pinakothek der Moderne" beinhaltet, verletzen? Oder wird man, der Harmonie im Hause zu liebe, verstärkt Architekten des 20. Jahrhunderts zeigen?

 

 
unbefriedigende lösungen
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Die eine Lösung scheint genauso unbefriedigend wie die andere. Jetzt rächt sich, dass München nicht frühzeitig ein wirkliches Museum für die Moderne geplant hat. Stattdessen müssen jetzt alle bisher baulich vernachlässigten Institutionen unter dieselbe Decke schlüpfen. Und da zieht's: von mindestens zwei Richtungen.

nina zimmer

   

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