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Foto: Katja Eckert

277 20|05|2003

besprechung
soziales, inneres, äußeres - zeichnungen von katja eckert

katja eckert:
soziales
dina4 projekte
theresienstr. 51
bis 21.6.2003

Dina4 Projekte präsentiert als zweite Ausstellung in den beiden nebeneinander liegenden Galerieräumen in der Theresienstraße Arbeiten der Frankfurter Künstlerin Katja Eckert. Soziales - Inneres - Äußeres-, lauten die Mottos der drei gezeigten Werkgruppen.
   
schuko-hasen in aktion

Foto: Katja Eckert (Detail)

In einem der beiden Galerieräume sind Tuschzeichnungen der Gruppe Soziales zu sehen. Von postkarten- bis zeichenblockformatgroße Blätter sind hinter Glas bzw. direkt an der Wand angebracht. Sie zeigen in roter und schwarzer Tusche gezeichnete Situationen, in denen seltsam anmutende Wesen auftreten. Sie sehen ein wenig aus wie harmlose Häschen aus einem Kinderzeichentrickfilm – aber nur ein wenig. Ihre Possierlichkeit steht im Gegensatz zu den Elementen, durch die sie miteinander verbunden sind - Kabelstränge und Schukostecker. Jedes Wesen besitzt entsprechende Öffnungen. Über die Technik kommunizieren die Hasen: sie verkabeln, entstöpseln und bestöpseln sich in den unterschiedlichsten Positionen. Dabei sind sie austauschbar, denn sie entsprechen alle dem selben Schema. Doch auch ohne individuelle Züge oder zu erkennende Mimik fängt man an, die Wesen in den Zeichnungen in eine Hierarchie einzuordnen. Oft gibt es einen dominanten Teil und einen, der am Boden liegt. Gefühle wie Macht und Ohnmacht, Aggression und Angst, Zweisamkeit und Einsamkeit lassen sich auf die einfachen Situationen projizieren. In der Serie kommentieren sich die Arbeiten gegenseitig. Eine Ordnung der Kabelstränge ist nicht in Sicht – dafür aber unendlich viele Variationen von verworrenen Situationen.

   

mini-bilder gewähren einblicke



Im gleichen Raum finden sich Arbeiten mit dem Titel Inneres. Schon das Format zeigt Intimität an, denn die briefmarkengroßen Bilder verlangen nicht nur der malenden Hand besondere Sorgfalt ab, sondern auch dem Betrachter die Bereitschaft, genau hinzuschauen. Die Bilder im Mini-Format zwingen zur Nähe. Vor weißem Hintergrund sieht man menschliche Gestalten, Tiere und andere Figurenmotive. Im Über- und Nebeneinander setzen sich die wenigen quadratzentimetergroßen Bilder wieder zu einer Installation zusammen.

   

digitale malerei

Eine ganz andere Technik nutzt Katja Eckert in den Bildern der Werkgruppe Äußeres. Die in grauen Tonwerten changierenden Arbeiten auf dem glänzenden Fotopapier sind zunächst nur schwer einzuordnen. Handelt es sich um Fotos, die nachträglich auf dem Computer bearbeitet wurden, wie man es aus der Werbefotografie kennt? Doch der Blick trügt. Katja Eckert hat gewissermaßen den umgekehrten Weg gewählt. Die Bilder entspringen ihrer Fantasie und einem Zeichenstift. Sie sind jedoch nicht auf Papier, sondern auf einem Graphikzeichentablett entstanden und fügen sich als Summe digitaler Punkte und Linien zu einem Bild zusammen. Es handelt sich also um Malerei, die eine digitale Technik nutzt. Somit erklärt sich dem Betrachter die surreal anmutende Szene der Kaninchen, die wie dicke müde Tauben aufgereiht auf einer Stromleitung hocken und auch die Erscheinung des seltsamen Schattens auf einer grauen Wand. Die unscharfen Gesichtszüge eines Kindes mit den Übermalungen auf der Höhe von Augen und Mund zeigen am deutlichsten das Spiel mit Realität und Fiktion, das sich aus der fotografisch-realistischen Wiedergabe eines erdachten Motivs ergibt.

Katja Eckert ist Jahrgang 1976. Sie studiert seit 1996 visuelle Kommunikation bei Prof. Heiner Blum und Friedrich Friedl an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und war von 1999 bis 2002 Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Paulina Palomino

   
   

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