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besprechung
junge comic-zeichner aus spanien
comics made
in spain

eine ausstellung im
spanischen
kulturinstitut


von 07.10.1999 bis 24.11.1999

Vor einem Jahr organisierte das spanische Jugendinstitut einen landesweiten Comicwettbewerb; 26 ZeichnerInnen qualifizierten sich und wurden in Madrid der Öffentlichkeit präsentiert. Nun, knappe 10 Monate später und kurz nach dem Comicfestival auf der Praterinsel kommt diese Ausstellung in das Münchner "Instituto Cervantes" und mit ihr die Möglichkeit für das deutsche Publikum, sich Einbick in die junge Comicszene eines Landes zu verschaffen, von der man - bis auf wenige Ausnahmen - so gut wie gar nichts weiss.
unverwechselbar

Sicher, da ist Miguelanxo Prado, ein international bekannter Künstler, und man erinnert sich auch, dass Clever und Smart aus der Feder eines Spaniers stammt. Aber das sind zwei Extreme, das eine ein routiniert-kommerzieller Serien-Funny, das andere vielschichtige, sensible, aber auch bitterböse Autorencomics, die zu recht als Werke von Weltrang gelten. Dazwischen ist vieles möglich, was die Bandbreite der von den NachwuchszeichnerInnen eingesetzten Stile und Techniken eindrucksvoll belegt. Erstaunlich auch, dass offenbar niemand von ihnen in die stilistischen Fusstapfen der großen nationalen Galeonsfiguren, also etwa eines Prado oder gar des zuletzt mit Alexandro Jodorowsky im Team verbundenen Juan Gimenez treten will. Diese jungen Talente verfügen alle über einen mehr oder minder unverwechselbaren Stil.
Da ist vor allem der 30jährige erste Preisträger, Francisco José Marchante, dessen Panels sich bei genauerer Betrachtung als auf Glas gemalte Positivformen entpuppen, die vor einem hinterlegten dunklen Untergrund wie die Negative eines Films erscheinen und eine ganz eigenwillige, traumhafte Stimmung ausstrahlen. Als das Künstlerpaar "Juan Sin Miedo" treten die Zweitplazierten, Alfonso Abad und Germin Tejerina auf. Sie experimentieren mit verschiedensten Ästhetiken, darunter auch der mittelalterlichen Buchmalerei, die sie beispielsweise in eine aberwitzige, ungemein authentisch wirkende Version der Cid-Legende ummünzen.

 

TBO

Ähnlich originell arbeitet auch Antonio Lucas: Seine Kompositionen bestehen ausnahmslos aus collagierten, wie Teile eines Puzzles anmutenden Farbpapieren. Einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die jüngere Illustratorengeneration hatte der Graphiker Javier Mariscal, dessen visuelle Gestaltung der Olympischen Spiele in Barcelona Designgeschichte geschrieben hat. Es ist wohl kein Zufall, dass Juan Carlos Palacio, der Produktanien eine weit wichtigere Rolle als in anderen europäischen Ländern; hier ist es von nicht zu unterschätzender Bedeutung, ob die eigenen Wurzeln in Katalonien, Galizien oder in der Region um die Hauptstadt Madrid liegen. Eine weitere Besonderheit ist die Priorität, die der nationale Comic vor den ausländischen, importierten Produkten besitzt, was sich nicht zuletzt auch in der umgangssprachlichen Bezeichnung des Mediums, "TBO", niederschlägt.

armin mühsam



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