Wie gut ist deine Beziehung?

Deutschland 2018 · 112 min. · FSK: ab 0
Regie: Ralf Westhoff
Drehbuch:
Kamera: Marc Achenbach
Darsteller: Friedrich Mücke, Julia Koschitz, Bastian Reiber, Maja Beckmann, Michael Wittenborn u.a.
Wenn man im Kreis zu tanzen beginnt, ist alles zu spät

Liebe oder Fake?

Besser werden, besser sein – in der Liebe und im Beruf. Das scheint das implizite Motto unserer Gesell­schaft zu sein. Dabei vergessen wir viel zu oft, die Dinge so zu schätzen, wie sie sind. Mit seiner neuen roman­ti­schen Komödie Wie gut ist deine Beziehung? hält uns Ralf Westhoff mit einem verschmitzten Lächeln den Spiegel vor.

Steve (Friedrich Mücke) ist Ende Dreißig und seit fünf Jahren glücklich mit Carola (Julia Koschitz) zusammen. Auch in seinem Beruf als Soft­ware­ent­wickler ist er mehr als zufrieden. Eine Folge unvor­her­ge­se­hener Ereig­nisse bringt ihn dazu, sich selbst sowie seine Beziehung immer mehr in Frage zu stellen. Das Chaos beginnt, als sein Freund Bob (Bastian Reiber) wie aus dem Nichts von seiner lang­jäh­rigen Freundin Yvonne verlassen wird und von dem fast doppelt so alten Yogal­ehrer Harald (Michael Witten­born) ersetzt wird. Langsam kommen auch Steve erste Zweifel – ist seine Bilder­buch­be­zie­hung auch nur eine Farce? Er entscheidet sich, alles dafür zu tun, dass ihn nicht das gleiche Schicksal ereilt wie seinen nun permanent betrübten besten Kumpel. Doch seine Bemühungen gehen nach hinten los und säen Miss­trauen bei Carola. Hinzu kommt, dass zwei junge Unter­neh­mens­be­rater seine Firma ordent­lich aufmi­schen. Die zunächst nicht besonders ernst genom­menen Uniab­sol­venten weisen Steve eine Sicher­heits­lücke im System nach, und von da an muss er auch seine beruf­liche Kompetenz neu unter Beweis stellen. Und Steve scheint mit seinen guten Absichten die Kata­strophe immer weiter herauf­zu­be­schwören.

Mit Wie gut ist deine Beziehung? setzt Ralf Westhoff sein Filmdebüt Shoppen thema­tisch fort. In Screwball-Manier webt er auf der Leinwand ein Netz aus Miss­ver­s­tänd­nissen. Dabei verzichtet er auf allzu viel Plot. Aller­dings sorgt das auch dafür, dass der fast zwei Stunden lange Film etwas langatmig erscheint. Der Zuschauer wird Zeuge davon, wie sich Steves Zweifel gemäch­lich aufbauen. Dieser etwas längere psycho­lo­gi­sche Prozess wirkt dadurch zwar an allen Stellen nach­voll­ziehbar, stra­pa­ziert aber auch die Geduld. Der Ausgang der Handlung ist schon nach kurzer Zeit vorher­sehbar, was Freiraum für die Details der Gefühle und Inter­ak­tionen der beiden Prot­ago­nisten selbst gibt. Die Chemie der beiden Haupt­dar­steller Friedrich Mücke und Julia Koschitz ist so großartig, dass die Beziehung von Anfang an mehr als authen­tisch wirkt. Das wird dadurch verstärkt, dass der Film ganz und gar auf Kitsch verzichtet. Die Magie dieser Liebe zeigt sich vor allen in Momenten der Natür­lich­keit. So zum Beispiel, als Carola bei der von Steve geplanten roman­ti­schen Nacht schon nach Kurzem einschläft und er ihr ein »Ich liebe dich« ins Ohr flüstert, während er sie zudeckt. Das ist nur einer der vielen Aw!-Momente, die verzau­bern.

Vor allem im Kontrast dazu wirken die Rollen der Neben­dar­steller teilweise stark über­zeichnet. Bastian Reiber, der Steves besten Freund Bob spielt, über­treibt es mit der Depri­miert­heit seiner Figur. Dadurch scheint er mehr die Karikatur des naiven verlas­senen Mannes zu sein, der seines Lebens nicht mehr froh wird. Es ist ein Hin und Her zwischen subtilem Over­ac­ting und glaub­wür­digem Spiel. Ebenso auf die Nerven gehen einem die anderen beiden Sidekicks – die zwei Freun­dinnen von Carola, die es zwar gut mit ihr meinen, sie aber auf wenig charmante Art immer wieder an ihre Defizite erinnern und als Kata­ly­sator für ihre Zweifel fungieren. Die beiden Single-Frauen und Arbeits­kol­legen von Carola sind in vielen Punkten das Klischee­bild frus­trierter End-Dreißi­ge­rinnen. Es scheint ihnen fast Spaß zu machen, ihre in allen Bereichen zufrie­dene Freundin auf süffi­sante Art und Weise immer wieder ein bisschen herun­ter­zu­putzen. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass die Perfor­mance von Anne Drexler und Maja Beckmann oft wirklich das Prädikat »fake« verdient hätte. Immer wieder stellt man sich die Frage, ob das nun Teil der Rolle sein soll, oder ob die beiden viel­leicht doch eine Fehl­be­set­zung waren.

In Wie gut ist deine Beziehung? kreiert Westhoff zwar viele erhei­ternde und amüsante Situa­tionen, wirklich lustig ist seine Komödie aber nur an wenigen Stellen. Humor, so ein Zitat von Orwell, ist das Durch­bre­chen einer gegebenen Ordnung. Nachdem in diesem Film aber der Großteil der Szenen genauso statt­finden oder aufein­an­der­folgen wie erwartet, findet diese Theorie hier wohl wenig Nährboden. Statt auf große Lacher wird auf die den Film durch­zie­hende Leich­tig­keit gesetzt, die nur gele­gent­lich durch­bro­chen wird.

Trotz allem verlässt man den Film mit einem wohl­ge­sonnen Gemüt. Durch seine Schlicht­heit sorgt der Film für ein leichtes Vergnügen, das gleich­zeitig dazu animiert, seinen Blick stets mehr auf das Positive zu richten – und nicht auf das, was nicht ist.