USA 2005 · 106 min. · FSK: ab 0 Regie: Ben Younger Drehbuch: Ben Younger Kamera: William Rexer Darsteller: Uma Thurman, Meryl Streep, Bryan Greenberg, Jon Abrahams, Adriana Biasi u.a. |
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Chaos ist vorprogrammiert... |
»Oh Mann, ich hab T-Shirts, die sind älter als Du!« Das ist Rafis trockener Kommentar zu dem Geburtsdatum in Davids Führerschein.
Rafi und David sind ein Paar, ein sehr ungleiches, und doch haben sie ein prekäres Detail gemeinsam. Rafi ist 37. Sie ist eine erfolgreiche Fotografin, frisch geschieden und wohnt im schnieken Appartement, inklusive Katze. David ist 23, jobbt herum und wohnt noch daheim bei seiner jüdischen Mamme. Kurz gesagt: Die zwei trennen Welten. Und als ob das nicht alles schon kompliziert genug wäre, ist seine Mutter auch noch ihre Therapeutin. Trotzdem stürzen sich die beiden Hals über Kopf in das Abenteuer eine Liebesgeschichte wider alle Vernunft.
Das kann ja heiter werden. Und das wird es auch: Ben Younger – Drehbuchautor und Regisseur in einer Person – hat aus der haarsträubenden Konstellation eine schnuckelige Komödie voll schräger Dialoge und Turbulenzen gestrickt. Meryl Streep gibt eine grandiose Vorstellung als Therapeutin am Rande des Nervenzusammenbruchs und entfaltet dabei ungeahnte komödiantische Fähigkeiten. Die Sitzungen mit der von Zweifeln geplagten Uma Thurman (in deren Verlauf der Therapeutin langsam dämmert, zu welch heißblütigem Jüngling sie ihrer Klientin zugeraten hat) sind wirklich ausgesprochen schräg.
Situationskomik ist in dieser Lage ohnehin vorprogrammiert. Doch statt Klischees zu bedienen, nimmt Younger dieselben lieber auf die Schippe. Da gibt es den versteckten Mann im Kleiderschrank – nur dass es sich dabei nicht etwa um einen Liebhaber handelt, sondern um Davids soziopathischen Kumpel. Und da ist es nicht das junge Paar, das im Möbelladen vor den Eltern in Deckung geht, sondern die Mutter selbst nebst ahnungslosem Ehemann, die ihrer Klientin den Schock ersparen will, von der Mutter ihres Lovers therapiert zu werden. Und außerdem – jawohl! – Torten, die in Gesichter klatschen, aber – versprochen! – ganz anders als in Väter der Klamotte.
Wie in den meisten guten Komödien geht es schließlich um etwas zutiefst Ernstes. In diesem Fall: die Liebe und wie man sie lebt. Auch wenn die Ausgangslage komplizierter scheint als anderswo, sind die Koordinaten, an denen sich Rafi und David entlang angeln, die gleichen wie in ganz alltäglichen Beziehungen. Da ist die Neugier, das Leben des anderen zu erkunden – wobei sich Davids »Mitbewohnerin« ganz nebenbei als seine Großmutter entpuppt. Und während Uma Thurman mit Kapuzenpulli im coolen 20-something-Club durchaus eine gute Figur macht, fühlt David sich während des Wochenendes mit ihren stinkreichen Freunden doch eher »wie bei einem zweitätigen Vorstellungsgespräch«.
Ganz wie im richtigen Leben folgt auf die erste Euphorie die erste Ernüchterung. Rafi muss feststellen, dass es keine so gute Idee war, ihrem Liebsten einen Gameboy zu schenken – damit ist die Sexflaute natürlich vorprogrammiert. Und David platzt der Kragen, als Rafi sich über den Besuch seines Kumpels aufregt – na gut, er hat ihn im Kleiderschrank versteckt (siehe oben) – aber muss man sich deswegen so aufführen?
Und schließlich steht, wie in jeder großen Liebe, die Entscheidung an, wie viel man bereit ist, für den anderen aufzugeben – oder wie viel Selbstverzicht man dem geliebten Menschen zumuten kann. Ob man es schafft, zusammen glücklich zu werden, oder sich doch irgendwann trennt – bei aller Liebe.
Letztendlich ist es die uralte Geschichte, die davon erzählt, das es sich lohnt, sich trotz aller Hindernisse fallen zu lassen. Dass nur der wirklich lebt, der den Mut hat zu lieben. Und dass all die Blessuren, die man dabei zwangsläufig davonträgt, die Sache wert sind. Unbedingt! Das gibt’s im Kino mitunter zu sehen. Im wahren Leben leider viel zu selten.