01.05.2023
38. DOK.fest München 2023

Films that matter

Matter out of Place
Aus der Welt gehoben: Hommage an Nikolaus Geyrhalter
(Foto: Dokfest München | Nikolaus Geyrhalter)

Das 38. DOK.fest München versammelt die unterschiedlichsten Stimmen des aktuellen, weltweiten Dokumentarfilmschaffens. Ein Einblick in die Wettbewerbe – und eine Protestnote zum deutschen Auswertungsfenster

Von Hanni Beckmann

»Star Wars« ist auf ihrem Hoody zu lesen. In einer post­apo­ka­lyp­ti­schen Land­schaft aus kargen Sträu­chern und abge­stor­benen Bäumen steht eine junge Frau vom Navajo-Volk, vor ihr ein myste­riöses Loch im sandigen Boden. »It’s crazy, I used to play in this area«, sagt sie, erinnert sich, wie sie hier aufwuchs. Der Boden tat sich plötzlich auf, das Loch verschluckte ihr Spielzeug. Es war ein Loch, sagt sie, das direkt in die Hölle führt. Heute ist hier an eine Kindheit nicht zu denken. Die Gegend sieht aus wie auf einem anderen Planeten. Viel­leicht tauchen gleich Außer­ir­di­sche in dieser surrealen Land­schaft unweit des Grand Canyons auf. Zahl­reiche Western wurden hier gedreht, die Siedler kamen hier durch. Film­aus­schnitte, die sich in Hadley Austins Demon Mineral zwischen die Aufnahmen der durch Uranabbau radio­aktiv gewor­denen Land­schaften von Arizona, New Mexico, and Utah schieben, erinnern daran.

Die US-ameri­ka­ni­sche Regis­seurin kombi­niert in ihrem Film noch weitere Techniken, um sich den unheil­vollen Auswir­kungen des Uran­ab­baus anzu­n­ähern, den die Neuame­ri­kaner auf dem Gebiet der Navajos rück­sichtslos unter­nahmen. Milchig wirkende Schwarz­weiß-Filter akzen­tu­ieren die Zers­törung der Natur­ge­biete, Perfor­mances der indigenen Künst­lerin Emma Robbins heben auf das Unrecht und das kollek­tive Trauma der Urein­wohner ab. Anhand von 3D-Modell­auf­nahmen erklärt sie die toxische Wirkung des Mine­ral­ab­baus, alte Super-8-Aufnahmen erinnern an die einstige Frucht­bar­keit der Natur, in der Schafe weideten und die den Menschen eine Lebens­grund­lage gab.

Demon Mineral
Demon Mineral (Foto: DOK.fest München · Hadley Austin)

Inter­na­tio­naler Wett­be­werb
Envi­ron­mental Art, enga­gierte Welt­be­geg­nungen und Georgien

Der enga­gierte »Envi­ron­mental Docu­men­tary« ist einer von zwölf inter­na­tio­nalen Wett­be­werbs­bei­trägen, mit denen das Münchner DOK.fest dieses Jahr die globale Bestands­auf­nahme wagt. In Zona Norte doku­men­tiert Javier Ávila im uner­bitt­li­chen Close-up das harte Leben auf den Straßen Tijuanas. Die mexi­ka­ni­sche Stadt liegt direkt an der Grenze zu Kali­for­nien und ist ein beliebtes Ausflugs­ziel nicht nur für rüstige Rentner aus dem ameri­ka­ni­schen Sonnen­staat. Davon können die Wohnungs­losen, die inmitten einer der gewalt­tä­tigsten Städte Mexikos um ihre Existenz kämpfen, nur träumen. Voll­ge­pumpt mit Drogen geraten sie oft gefähr­lich in Todesnähe. Als nur eine weitere Spezies der zahl­rei­chen Straßen­köter kämpfen sie um das nackte Leben, von dem Giorgio Agamben schreibt.

In einen abge­le­genen Land­strich in den Bergen Georgiens führt uns Magic Mountain, den das geor­gi­sche Autoren-Duo Mariam Chachia und Nik Voigt mit der somnambul wirkenden Stimme einer Off-Spre­cherin unter­legen. Hinein geht es über die Serpen­tinen zu einem morbiden Hospital-Bau, über dessen Eingang ein Schild daran erinnert, dass hier einmal Tuber­ku­lose behandelt wurde. Mit ihrer Stimme, die wie das Gebäude aus der Tiefe der Vergan­gen­heit zu kommen scheint, spricht die Erzäh­lerin von den Alpträumen, die sie in der Klinik hatte. Verein­zelt lungern abge­wrackt wirkende Männer in den kargen Kran­ken­haus­gängen herum, eine prächtige Pflegerin zeigt sich im Türrahmen.

Magic Mountain
Magic Mountain (Foto: DOK.fest München | Mariam Chachia, Nik Voigt)

Mariam Chachia und Nik Voigt wissen in ruhigen Einstel­lungen und mit wenigen szeni­schen Strichen den großen Zusam­men­hang von Vergan­gen­heit, Krankheit, Werden und Vergehen zu erzählen, die sie in schöne, farb­ent­sät­tigte Bilder gießen. Das wirkt niemals nost­al­gisch und auch nicht anklagend, eher wie die Beschrei­bung einer versun­kenen Welt. Magic Mountain beweist einmal mehr, dass das geor­gi­sche Kino stil­si­cher, kine­ma­to­gra­phisch bedeutsam und zugleich politisch hellwach ist.

Deutsch­spra­chiger Wett­be­werb
Beicht­stuhl­rhe­torik, Gender­kon­zepte und das fahrende Volk

Dies sind drei Einblicke in das inter­na­tio­nale Film­schaffen, die die Vielfalt doku­men­ta­ri­scher Erzähl­weisen erahnen lassen. Um sie wird es in den nächsten 10 Tagen in den Münchner Kinos gehen. Neben dem mit 10.000 Euro hoch­do­tierten inter­na­tio­nalen Wett­be­werb dürfen auch deutsch­spra­chige Werke in Konkur­renz um die Sieger-Trophäe »Viktor« antreten (Dotierung: 7.500 Euro). Ebenfalls zwölf Filme sind es, aus Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz, die auch den unmit­tel­baren Vergleich zwischen den deutsch­spra­chigen Doku­men­tar­film­stilen erlauben.

Wir und das Tier – Ein Schlacht­haus­me­lo­dram nennt David Spaeth seinen Doku­men­tar­film über die Prozesse der Tier­tö­tung zu Zwecken der Verspei­sung. Dräuende, dann wieder sphäri­sche Musik verraten die Doku­men­tar­film­schmiede Ludwigs­burg in Baden-Würt­tem­berg, aus dem der Filme­ma­cher (heute Dozent an der HFF München) kommt. Er eröffnet zu Beginn des Films einen viel­sa­genden Raum; die dunklen, nichts offen­ba­renden Bilder werden von der Stimme einer Prot­ago­nistin übertönt, die ohne Umschweife und mit hand­fester Pragmatik vom Schlachten erzählt. Elisabeth, Schlach­terin, wird einge­blendet, als sie im Bild zu sehen ist. Zunächst aber bleibt der Film ganz dunkel und führt suggestiv in die Sphäre wenn nicht des Bösen, dann doch zumindest des Todes hinein. Eines der ersten klaren Bilder, die wir gezeigt bekommen, ist dann der tödliche Bolzen, mit dem Schweine im Schlacht­be­trieb zur Strecke gebracht werden. Formal verfällt Spaeth mit den Talking Heads auf dem Sofa immer wieder in eine sehr deutsch anmutende Betrof­fen­heits- und Beicht­stuhl­rhe­torik, ein Verfahren, das ihm in seinem letzten Film Betrug (2019) viel Aufmerk­sam­keit einge­bracht hat. Dazwi­schen dann Schlach­tungs­szenen von europäi­schen Fami­li­en­be­trieben.

Zärt­li­cher geht es in Pia Lenz’ Für immer zu, der der Utopie einer das ganze Leben lang andau­ernden Liebe nachgeht und bereits im Vorfeld des DOK.fests mit dem VFF-Produk­ti­ons­preis ausge­zeichnet wurde. Im Zentrum des zurück­hal­tenden Films stehen Eva und Dieter, der Kunst und dem eigenen Garten zugewandt. Besonders eindrück­lich sind die Begeg­nungen von Eva mit der Enkel-, viel­leicht gar Uren­kel­ge­nera­tion, denen sie aus ihren Erin­ne­rungen an die Kriegs­ge­scheh­nisse vorliest. Aber auch hier leider Topoi des deutschen Doku­men­tar­film­schaf­fens, wenn sich die Prot­ago­nisten gegen­seitig ihre Erin­ne­rungen für die Kamera erzählen. Eine jüngere Off-Stimme fasst aus Perspek­tive von Eva das Geschehen dann noch einmal zusammen, Songs illus­trieren die immer trauriger werdende Atmo­sphäre. Da hätte man sich mehr Mut, auch für Stille und Leer­stellen, gewünscht.

Eigent­lich ist Julian Vogels Einzel­täter eine Trilogie über rechts­extreme Anschläge, die sich in den letzten fünf Jahren in Deutsch­land ereig­neten. Einzel­täter Teil 1: München ist der letzte fertig­ge­stellte Teil, nach Teil 3: Hanau (Urauf­füh­rung im April 2023 auf dem Lichter Filmfest) und Teil 2: Halle (Urauf­füh­rung auf dem Max Ophüls Festival). Einzel­täter Teil 1: München wendet sich den Hinter­blie­benen des tödlichen Anschlags zu, der auf Menschen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund in der Shopping-Mall »OEZ« im Norden Münchens verübt wurde.

Einzeltäter
(Foto: DOK.fest München | Julian Vogel)

Nach­rich­ten­bilder geben Auskunft von der Strategie, das Attentat als »Amoklauf« zu klas­si­fi­zieren. Demgemäß war ein »psychisch Kranker« – und Einzel­täter – für den Tod der neun Jugend­li­chen verant­wort­lich. In den Inter­views mit den Hinter­blie­benen jedoch wird deutlich, dass hier vor allem rechts­extreme Motive wirkten. Gerne hätte man nach­voll­zogen, wie der Einzel­film im Zusam­men­hang der Trilogie Bedeutung entfaltet hätte – zu vermuten ist eine tief­ge­hende Bestands­auf­nahme, gar Analyse rechts­extremen Wirkens –, jedoch ist in München, mit Rücksicht auf die Zuschauer, nur der regional relevante Teil zu sehen. So bleibt das Attentat von München für das DOK.fest-Publikum am Ende – filmisch – nur ein Einzel­fall.

Öster­reich ist derzeit das angesagte Alpenland, was die Literatur, aber auch den Film angeht. »Beste Sprache der Welt: Öster­rei­chisch« titelte die »Süddeut­sche Zeitung« vor wenigen Tagen eupho­risch. Das Bild der Schrift­stel­lerin Stefanie Sargnagel wurde gar unter­ti­telt mit »Humor statt Handke«, um den Beweis anzu­treten, dass Öster­reich derzeit für eine Erfri­schungskur aller deutsch­spra­chigen Leser*innen sorgt. Feminism WTF kann sich da durchaus einreihen, auch wenn die versam­melten Prot­ago­nist*innen meist lupen­reines Hoch­deutsch sprechen. Katharina Mueck­stein lässt in monochrom gestal­teten Räumen die regen­bo­gen­schil­lernde Varianz des Neuen Femi­nismus antreten. Die leben­digen State­ments werden durch queere Perfor­mances gerahmt.

Feminism WTF
(Foto: DOK.fest München | Katharina Mueck­stein)

Das wirkt verspielt und sexy, nicht zuletzt auch durch die hoch­karä­tigen Wort­bei­träge der Inter­viewten. Dies ist unter anderem die in München lehrende Sozio­login Paula Villa Bras­lavsky, deren Name die ganze Leinwand füllen darf. In ihrem queer­po­si­tiven Statement geht sie auch auf die gesell­schaft­liche »Tradition« ein, das dritte Geschlecht in der Öffent­lich­keit als eine Art liminales Mons­ter­wesen darzu­stellen, womit sich auch Gewalt, Mobbing und Recht­lo­sig­keit verknüpfen. Oder Maisha Auma. Die Profes­sorin für Diversity Studies wendet sich in kluger Argu­men­ta­tion gegen das »Gele­sen­werden« von »Race« und »Gender«. Als Frau wahr­ge­nommen werden, ist für sie nur eine weitere Zuweisung auf der Basis sekun­därer Indizien. Die Herlei­tung von Fähig­keiten oder Eigen­schaften aus biolo­gis­ti­schen Natür­lich­keiten ist ein hand­festes Problem, das bis heute in den Neuen Femi­nismus hinein­wirkt.
Neben dem großen Erkennt­nis­ge­winn der Ausfüh­rungen sind es vor allem die Insze­nie­rungs­in­seln, die das soziale Universum als vorur­teils­ge­steu­ertes Expe­ri­men­tier­feld entlarvt. Hier nutzt Katharina Mueck­stein die prin­zi­pi­elle, sehr große Freiheit der doku­men­ta­ri­schen Formen.

Neben dieser einen öster­rei­chi­schen Produk­tion ergänzen noch zwei Schweizer Filme den deutsch­spra­chigen Wett­be­werb. Besondere Aufmerk­sam­keit verdienen Andreas Müller und Simon Guy Fässler für ihren Film Ruäch, der, so der Unter­titel, eine »Reise ins Jenische Europa« unter­nimmt und sich damit einem noma­di­schen Volk nähert, von dem nur wenig bekannt ist (eine Ausnahme bilden die spiel­film­haften Doku­men­tar­filme des Jenischen Jean-Charles Hue). In Ruäch geht es zunächst in den fran­zö­si­schen Sprach­raum in Savoyen. Gefilmt werden die Menschen in ihren kargen Behau­sungen, die Gänse vor dem Wohnwagen. Im Hinter­grund dröhnt die Autobahn, als Verspre­chen dafür, dass es bald wieder on the road gehen kann. »Ich kann in keiner Wohnung leben«, sagt mit Entschie­den­heit eine Jenische, die vom Bürger­meister aufge­for­dert wird, sich eine Bleibe zu suchen. Über­ra­schend die deutsch­spra­chigen Jenischen, die ein fahrendes Volk mit deutscher Boden­s­tän­dig­keit sugge­rieren. Die Filme­ma­cher erzählen auch ihr eigenes Roadmovie mit, ihre Fahrten zu den Dreh­ar­beiten werden zur formalen Annähe­rung an ihre Prot­ago­nisten, stets auf dem Weg zu sein.

Die hohe Tablaux­film­kunst

Insgesamt 130 Filme aus 55 Ländern präsen­tiert die 38. Ausgabe des Münchner DOK.fest in insgesamt 13 Reihen. Neben den bereits erwähnten großen Wett­be­werben lassen sich in dem kompe­ti­tiven DOK.horizonte 10 inter­na­tio­nale Filme eines »Cinema of Urgency« entdecken, wie die Reihe im Unter­titel heißt. Schwer­punkt­thema ist dieses Jahr »The Power of Media?«, mit Frage­zei­chen. Fünf Filme kreisen rund um die Medien als vierte demo­kra­ti­sche Macht. Mit dabei: Iron Butter­flies des Ukrainers Roman Liubyi über den Abschuss der MH17, die sich anschließende russische Desin­for­ma­ti­ons­kam­pagne inklusive. Aufschluss­reich auch And The King Said, What A Fantastic Machine der Schweden Axel Danielson und Maxi­mi­lien van Aertryck, die einen Durchgang durch die Geschichte der audio­vi­su­ellen Medien wagen.
Hervor­ge­hoben sei unter den vielen Reihen noch die Hommage an den öster­rei­chi­schen Filme­ma­cher Nikolaus Geyr­halter, der stets mit ruhiger Hand unkom­men­tierte Tableaux seiner Sujets einfängt. Anlass für die Hommage ist sein neuester Film Matter Out Of Place, der in ruhigen Einstel­lungen den Rohstoff­kreis­lauf unseres konsu­ma­to­ri­schen Lebens erar­beitet. Unser täglich Brot taucht in die hoch­in­dus­tria­li­sierte Land­wirt­schaft ein, Abendland in das nächt­liche Treiben in Europa, von Prosti­tu­ierten bis zum klan­des­tinen Gren­zü­ber­tritt.
Gastland ist dieses Jahr mit vier Filmen die Türkei, dem Land zwischen Europa und Asien, zwischen Rück­schritt und Aufbruch. Hervor­zu­heben ist die einzige türkische Produk­tion der Reihe, Kanun Hükmü (The Decree) von Nejla Demirci, die die Zeit nach dem Putsch­ver­such von 2016 festhält, mit einer Welle von Entlas­sungen und Repres­sionen. Von der Brand­mar­kung der Kritik als Terro­rismus bleibt am Ende auch das Film­pro­jekt nicht verschont.

Das unsäg­liche Auswer­tungs­fenster
DOK.fest-David gegen FFA-Goliath

Pünktlich zum DOK.fest-Auftakt hat der wich­tigste deutsche Doku­men­tar­film­ver­band AG Dok zusammen mit dem Produ­zenten-Verband und der Produ­zen­ten­al­lianz Film und Fernsehen eine Protest­note gegen die verän­derte Sperr­frist für geför­derte Filme lanciert, weil sie die spezielle Situation des Doku­men­tar­films übergeht. Wer es nicht weiß: Geför­derte Filme haben einem vorge­ge­benen Schedule zu gehorchen, nach dem sie zunächst im Kino gezeigt werden müssen und erst nach einer gewissen Zeit ins nächste »Auswer­tungs­fenster« gehoben werden dürfen, also im TV, in Video on Demand, Streaming-Diensten, oder, immer seltener, als DVD heraus­ge­bracht werden können. Zwischen Kino und dem Rest müssen nach neuer Regelung vier statt bislang sechs Monate vergehen, »um den Auswer­tungs­zeit­raum für das Kino zu gewähr­leisten«, wie die maßgeb­liche Film­för­de­rungs­an­stalt (FFA) schreibt. Die AG Dok weist darauf hin, dass sich Doku­men­tar­filme kaum je so lange im Kino halten – im Allge­meinen, so die Praxis-Erfahrung, sind Doku­men­tar­filme sogar nur wenige Tage in den Kinos zu sehen, anders als die meisten geför­derten deutschen Spiel­filme. Dennoch wurde keine Ausnah­me­re­ge­lung für den Doku­men­tar­film getroffen, was auch deutlich macht, wie liebend gerne die Förde­rungs­an­stalt auf die nur wenig gewinn­brin­gende Film­sparte »künst­le­ri­scher Doku­men­tar­film«, die ohnehin nur selten in ihrem Förder­topf landet (zuständig sind für die kleineren Budgets vor allem die BKM und die Fern­seh­sender), verzichten könnte. Anstatt die Film­schaf­fenden aber in die Eigen­ver­ant­wor­tung zu entlassen, werden sie weiterhin durch unsinnige Gesetze geknebelt – unge­achtet auch der oftmals hohen Aktua­lität oder akuten Relevanz der Filme. Die unter Umständen eben nicht endlos, oft noch nicht einmal das halbe Jahr bis zum nächsten Auswer­tungs­fenster, anhält. Auf verblüf­fende Weise straft sich damit die FFA Lügen, als sie unter dem Eindruck der Pandemie und der Krea­ti­vität der Branche, die geför­derten Filme trotz Kino­schließungen sichtbar zu machen, eine grund­le­gende Neure­ge­lung der Sperr­fristen in Aussicht stellte.

So mag der Strea­ming­be­trieb, in den das DOK.fest seine Filme ab dem 8. Mai und damit noch mitten im Kino-Festival schickt, durchaus auch als poli­ti­sches Aufbe­gehren von DOK.fest-David gegen den FFA-Goliath verstanden werden. Der Feier des Doku­men­ta­ri­schen tut dies auf keinen Fall einen Abbruch.

38. DOK.fest München
Im Kino: 03.–14.05.2023
Im Stream: 08.–21.05.2023

Einzel­ti­cket ab 8 Euro

Tickets und Vorver­kauf