Da gäb's ja wieder einiges zu empfehlen diese Woche: Die Bernhard
Wicki-Retro im Filmmuseum zum Beispiel, mitsamt Geburtstagsfeier
des Regisseurs am Donnerstag abend. Viscontis IL GATTOPARDO (OmU) in
der Lupe 2 - vielleicht nicht unbedingt das geeignetste Kino für so
einen ausladenden, üppigen Film, der nach einer riesigen Leinwand
schreit, aber doch tausendmal besser als ihn nicht oder im
Fernsehen zu sehen. LA
PELÌCULA DEL REY im Aeroport FJS wäre zu erwähnen - wir haben
ihn selbst noch nicht gesehen, aber er klingt doch sehr
interessant. WILD SIDE
von Donald Cammell dürfte nicht ungenannt bleiben - jetzt wieder in
die vom Regisseur eigentlich gewollte Form gebracht und am Montag
vorgestellt von Cutter Frank Mazzola; Grund allein, hinzugehen,
denn der Mann war als junger Beatnik an der Seite von James Dean zu
sehen in REBEL WITHOUT A CAUSE. Und dann selbstverständlich -
und nach dem viertägigen Konferenz-Marathon erst recht und ganz
besonders - Orson Welles: F FOR FAKE gemeinsam mit dem "War of the Worlds"-Hörspiel.
Und CHIMES AT MIDNIGHT
- viel besser kann Kino gar nicht mehr werden.
Aber wenn wir uns festlegen müssten. Wenn uns der geschwätzige
Plauderton untersagt und uns eine knappe, klare Entscheidung
aufgezwungen würde: Nur ein Film diese Woche. Einer. Dann
müsste das SUSPIRIA
sein. Den in einem richtigen Kino zu sehen (und nicht im
Atelier wie beim Fantasy-Filmfest letztes Jahr, grummel, grummel)
ersetzt mühelos jede bewußtseinsverändernde Substanz. Wir möchten
jetzt schon allen empfehlen daheimzubleiben, die gerne solch Sätze
sagen wie: "Eyh, des is ja total unlogisch" oder "Der Film hat
keine richtige Handlung" oder - unser Favorit - "Des war ja
überhaupt nich realistisch". Alle aber, die über das
Kindergarten-Stadium der Filmrezeption hinaus sind, seien
herzlichst eingeladen, mit uns am Wochenende zu Staunen und zu
Schwelgen, wenn Dario Argento sein Bildgewitter auf uns
hereinbrechen, uns von Farbfluten mitreißen und in Tonströmen
treiben läßt. Die Logik des Films ist die eines Alptraums, die
eines Märchens; die Farben (der Welt geilstes Technicolor) haben
mehr zu sagen als die Dialoge; der Horror ist der Horror des
Ornaments, des barocken Zuviel. Es ist der eine Film, der Argento
einen unverrückbaren Platz im Kino-Olymp garantiert und in seinem
Genre ein unerreichter Meilenstein. Und nichts ist schöner, als
SUSPIRIA spätnachts in München (das im Film die Rolle von Freiburg
spielt) zu sehen und anschließend über den Königsplatz zu
spazieren. Ein kleiner Wermutstropfen allerdings: Wenn's
stimmt, was im Programm des Filmmuseums angekündigt ist, dann läuft
eine englischsprachige Fassung, die um drei Minuten gekürzt ist.
Ungleich besser als die von der deutschen Zensur völlig
verhackstückte Version ist das allemal, aber es hätt' auch die
ungeschnittene italienische sein dürfen. Nun ja, wir wollen ja
nicht undankbar sein. (SUSPIRIA: Filmmuseum, Fr./Sa.
23:00)
Wem's nach SUSPIRIA noch nicht genug gegruselt hat: Am Sonntag -
"this is Halloween, this is Halloween..." - gibt's übrigens im
Atomic Café die vierte und (so wurde es uns zugetragen) letzte (!)
KRASNOGORSK Super 8-Nacht. Losgehen tut's um halb Zehn tun, und um
Mitternacht gibt's auch noch eine Tanzperformance von einer
gewissen "Eleonore aus dem Schattenreich". Vielleicht ist das ja
die, die sich auszieht, um das Gruseln zu lehren, oder so...
Für diesen üblen Kalauer hätten wir uns jetzt gewiß (und nicht zu
Unrecht, wir gestehen es ein) eine Rüge eingehandelt von unserem
Herrn Oehmann, weilte er derzeit nur in München. Weil er aber in
Hof weilt, sind wir da grade nochmal drumrumgekommen. Wer aber
jetzt fürchtet, es könne aus dem selben Grunde diese Woche auch
keine weisen Ratschläge unseres allseits ebenso hochgeschätzten wie
tiefverehrten Herrn Oehmann geben - nun, der oder die irrt zu unser
aller größtem Glücke. Denn weder Kosten noch Mühen hat der Herr
Oehmann gescheut, uns seine Empfehlungen für diese Woche des fernen
Verweilorts unbenommen zukommen zu lassen ohn' Fehl und Tadel. Drei
galoppierende Boten und zwölf zu Fuß, vier Etappenläufer mitsamt
Melderegiment, eine Heißluftballonstaffel und eine vierzehnköpfige
Telefonfräuleins-Wasserballett-Kompanie sowie zwei Busfahrer und
ein unbeteiligter Rauhhaardackel mußten heldenhaft ihre Leben
lassen (ja, Hof ist eine rauhe Gegend...), aber schließlich hat sie
uns doch noch erreicht, die Kunde von Herrn Oehmanns kluger
Weisung, die da lautet: "Samstags Fußball, Sonntag
Lindenstraße."
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die
Artechock-Redaktion
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