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14.05., 20 Uhr
Literaturhaus, Bibliothek
Salvatorplatz 1
80333 München

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Söke Dinkla
Das flottierende Kunstwerk. Zum Entstehen einer neuen künstlerischen Organisationsform

besprechung des vortrags

 

abstract

Trotz einer engagiert geführten kontroversen Diskussion über die künstlerischen Potentiale digitaler Medien ist es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, angemessene Beurteilungskriterien für die neue Medienkunst zu finden. Sie wurde - ebenso wie andere neue Kunstformen in der Vergangenheit - vor genau dem Richterstuhl beglaubigt, den sie umwarf.

In den vergangenen Jahren ist eine neue Kunstform entstanden, die unsere veränderte Wirklichkeit nicht nur reflektiert und kommentiert, sondern Modelle bildet, in denen wir die gegenwärtigen Veränderungen erfahren und erproben können. Diese neue Kunstform - das flottierende Werk - bricht mit wesentlichen Eigenschaften des traditionellen Kunstwerks. Es zeigt uns, wie wir uns in einer neugeordneten Welt orientieren können und eröffnet uns alternative Handlungsräume. Die Strategien, mit denen wir uns ein Bild der Welt machen und mit denen wir unser Selbstbild konstruieren, werden mit der zunehmenden Technisierung der Alltagswelt immer komplexer. Unsere Maschinen sind einerseits Bilder/Modelle unserer selbst und sie liefern uns gleichzeitig veränderte Identitätskonstruktionen, an die wir unser Selbstbild adaptieren.

Heute leben wir in einer ständigen Anpassung an sich verändernde Wirklichkeiten, die es notwendig machen, kontinuierlich neue Selbstbilder zu entwerfen. In dieser Situation schafft das flottierende Werk die Möglichkeit der modellhaften Neubestimmung. Es ermöglicht den Teilnehmern / usern ihren Standort in einem Netzwerk von wechselnden Beziehungen neu zu bestimmen. Das ästhetische Verfahren des flottierenden Werkes steht dem Ansatz der Konzeptkunst, der es auf den ersten Blick so ähnlich scheint, diametral gegenüber: Denn es geht ihm nicht darum, eine abstrakte Idee anschaulich zu machen, sondern sein Anliegen ist, eine Wirklichkeit, die sich abstrakt und zeichenhaft organisiert, erfahrbar zu machen und an den Realraum rückzukoppeln.

biographie

Söke Dinkla, geboren 1962, studierte Kunstgeschichte, Literaturwissenschaften, Volkskunde und Biologie an den Universitäten von Kiel, Hamburg und Bielefeld. Sie promovierte 1996 über Geschichte und Ästhetik der interaktiven Medienkunst an der Universität Hamburg und publizierte 1997 die Arbeit "Pioniere Interaktiver Kunst von 1970 bis heute" in der Edition ZKM. Seit 1997 arbeitet sie als Ausstellungskuratorin und Kritikerin in den Bereichen Kunst, Architektur, Design und neue Medien. Zuletzt kuratierte sie "Connected Cities - Kunstprozesse im urbanen Raum", ein multilokales, vernetztes Kunstereignis, das 1999 an verteilten Orten im gesamten Ruhrgebiet und im Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg stattfand.



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