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schon gesehen?
ein könig für die öffentlichkeit

caspar von zumbuschs max-II-denkmal

Um ein Künstler zu sein, muß man nicht die Akademie besuchen. Manchmal reicht es auch, auf der Polytechnischen Schule das praktische Modellieren zu lernen. Das war auch Caspar von Zumbuschs Werdegang und was daraus geworden ist, kann man auf der Münchner Maximilianstraße sehen. Denn 1866 erfuhr er, daß es seine Pläne waren, die eine Jury für den Bau des Max-II-Denkmals ausgesucht hatte.

Und schon macht sich Zumbusch an die Arbeit. Für die Stufen des Sockels wählt er Granitsyenit aus Weißenstadt, für den Sockel selbst mattroten Meißner Granit. Das Postament stellt er auf einen achteckigen Grundriß und setzt an jede zweite Seite eine allegorische Figur. In die Richtung des Maximilianeums läßt er die Stärke blicken. Zumbusch stellt sie in der Figur eines Kriegers dar und legt unter ihre Beine einen Löwen. An der entgegengesetzten Seite sitzt der Frieden und trägt einen Palmenzweig und ein Füllhorn. Die Kleine Komödie am Max II bewacht die Freiheit mit ihrer Fackel und in Richtung Süden blickt die Gerechtigkeit. Sie bringt ein Schwert und ein Gesetzbuch mit.

Ein Schriftstück trägt auch Maximilian II. In seinen Krönungsmantel eingehüllt hält er die Verfassungsurkunde - immerhin war er ab der Revolution von 1848/49 der König von Bayern. Zu diesem Zeitpunkt war er 39 Jahre alt. Studiert hat er in Göttingen und Berlin, unternahm aber auch Reisen nach Griechenland und Italien. Wahrscheinlich entwickelte sich in diesen Jahren seine Liebe zu der Wissenschaft und der Literatur. Deswegen berief er auch in den Jahren nach der Revolution Justus von Liebig nach München, mit dem er die konfessionellen Gegensätze in der Bevölkerung beseitigen wollte. Vor den Pfeiler, auf dem Maximilian II. steht, stellt Zumbusch an jede zweite Seite einen kleinen Jungen, der einen Schild und einen Lorbeerkranz hält. Die vier Jungen stellen die vier bayerischen Stämme Bayern, Pfalz, Schwaben und Franken dar.

Aber trotz aller Mühe, die sich Zumbusch mit diesem Monument gegeben hat, sind die Münchner nicht so recht glücklich. Schließlich findet der Betrachter kaum einen ruhigen Platz, an dem er das Denkmal in ganzer Größe betrachten kann. Zur Zeit Zumbuschs war das allerdings kein Kriterium. Es ging ihm vielmehr darum, das Denkmal an einen öffentlichen Ort zu stellen, an dem es auch von allen gesehen und bewundert werden konnte. Hiermit orientierte er sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung; immerhin war es für sie noch eine Heldentat, an einem Befreiungskrieg teilgenommen zu haben. Deshalb setzte es sich mehr und mehr durch, daß auch Feldherren ein solches Denkmal erhielten.
Trotzdem zog auch das Denkmal selbst einige Kritik auf sich. So war z.B. Hans Karlinger der Meinung, daß Zumbusch jedes Gefühl für die Tektonik verloren hätte. Die Silhouette sei unruhig und die Proportionen würden nicht überein stimmen, sie seien nicht harmonisch. Oft wird an Zumbuschs Denkmal auch eine gewisse Unentschlossenheit bemängelt, die nun überhaupt nicht zu der damaligen Zeit passen wollte, sondern die eher einen neubarocken Charakter hätte. Vielleicht wäre es diesen Kritikern lieber gewesen, wenn Zumbusch doch die Akademie besucht hätte.

kathrin klette





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