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jeder schuß ein treffer?

Photographien vom Münchner Oktoberfest noch bis zum 2.November im Münchner Stadtmuseum


Die Wiesn ist laut, schmutzig, pappig und zeigt auch sonst keinerlei Ambitionen in die Heiligen Hallen eines Museums aufgenommen zu werden. Und doch hat sie es geschafft, sich dort visuell unterbringen zu lassen. Verantwortlich dafür zeichnet der Photograph Heinz Gebhardt, dessen Photos vom Oktoberfest noch bis zum 02.November im Münchner Stadtmuseum zu sehen sind.
Heinz Gebhardt (Jg. 1947) hat seit dreißig Jahren die Wiesn im Visier. Das vorläufige Ergebnis dieser langjährigen Begehung sind die Photographien, die der Bruckmann Verlag außerdem als Buch rechzeitig zum Anstich herausgab. Dafür hat Gebhardt eingefangen, was jeder auf der Wiesn auch so zur Genüge zu sehen bekommt: Bsoffne und Großkopferte, fesche Derndln und Buam in der Krachledernen, Bierleichen und solche, die es werden wollen. Darüberhinaus hat der Photograph sich befleißigt, schon beim Auf-, und nachher beim Abbau dabeizusein, um auch einmal zeigen zu können, was in der Regel niemanden interessiert.
Davon abgesehen sind die Photos vom Oktoberfest offensichtlich mit einer Kleinbildkamera aufgenommen worden. Zu stark vergrößert, wurden sie unscharf. Nun mag man diese Art von Bildern ja trotzdem ganz gerne, wenn der eine oder andere lustige Schnappschuß mal beispielsweise im Grobraster einer Tageszeitung auftaucht, zur Illustration. An Museumswänden sind die Photos jedoch denkbar ungünstig plaziert. Als wäre dies den Ausstellern bewußt gewesen, hat man dann auch wohlweißlich auf nobilitierende Passepartouts und Einzelhängung verzichtet. Wie Seiten aus dem Photoalbum des Autors muten die Bilder an, die man thematisch gruppiert hat. Daß die prächtig rotgestrichene Wand auf mehr als die Raumtemperatur erhebend wirkt, hoffte man aber vergeblich. Die anekdotische Bildlegenden pochen darauf mit dem Holzhammer: Im Rahmen können die Aufnahmen nicht allein bestehen.
Glücklicherweise steht im selben Raum aber auch ein Zerrspiegel aus dem Spiegelkabinett. Mit mehr Muse als auf der Wiesn und ganz in Ruhe kann der Besucher sein Konterfei hier in den unmöglichsten Formen geniesen und sich die optischen Anregungen holen, die ihm die Ausstellung versagte.

milena greif





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