Valerie

Deutschland 2006 · 84 Minuten · FSK: ab 6
Regie: Birgit Möller
Drehbuch: , ,  u.a.
Kamera: Kolja Raschke
Darsteller: Agata Buzek, Devid Striesow, Birol Ünel, Guntbert Warns, Anne Sarah Hartung u.a.

Obdachlos im Jaguar: Glamour und Verzweif­lung

Sie ist ein Model und sie sieht gut aus. Aber viel­leicht hat Valerie (Agata Buzek) schon ihre aller­beste Zeit hinter sich. Die Aufträge in Paris wurden weniger, und jetzt ist sie nach Berlin gekommen, um dort ihr Glück zu versuchen – ausge­rechnet im eiskalten Winter, ausge­rechnet in die sterile Traban­ten­ar­chi­tektur der Umgebung des Potsdamer Platz'. Ihre ganze Habe passt in einen Jaguar. Den hat sie immerhin noch, aber viel geht in das chice Auto gar nicht rein. Eine goldene Kredit­karte besitzt sie auch, aber das Bargeld reicht kaum für eine Curry­wurst. Weil auch das Geld fürs Hotel knapp wird, richtet Valerie es sich im Auto in der Tief­ga­rage ein – ein Tramp unserer Zeit. Ihr Lächeln strahlt nur im Schein­wer­fer­licht noch, doch für ihre Schönheit wollen immer weniger zahlen.

Birgit Möller erzählt in ihrem span­nenden Debüt VALERIE von einem Leben zwischen Schein und Sein, Glamour und Verzweif­lung. Ein paar Tage begleitet der Film Valerie durch Berlin, auf eine Party zu einem Foto­grafen, bei Zufalls­be­kannt­schaften, von denen ihr am Schluss nur der Park­wächter André (Devid Striesow) bleibt. Und dieser Valerie selbst bleibt ihr Stolz, ihr Verzicht auf Selbst­mit­leid. Mitunter wirkt sie so kühl, dass an sie niemand ran kommt. Insze­niert ist das alles lakonisch, beiläufig, geprägt von Neugier und leichtem Staunen über eine Welt, die nicht einmal merkt, wie sie verarmt.

Rüdiger Suchsland