Auf Streife

Minjing Gushi

China 1995 · 102 Minuten
Regie: Ning Ying
Drehbuch:
Kamera: Zhi Lei, Wu Hongwei
Darsteller: Li Zhanho, Wang Liangui, Zhao Zhiming, Liu Yingshu

Auf Streife ist eine subtil ironische Komödie über den Alltag in einem Beijinger Polizei­be­zirk. Im Mittel­punkt des Filmes steht der junge Polizist Yang Guoli, der neu im Revier ist. Nachdem er sich einen Vortrag über poliz­ei­liche Pflichten angehört hat, zeigt ihm ein älterer, abge­brühter Kollege die Straßen und Gassen, für die er zuständig sein wird. Bereits beim ersten Besuch des Stadt­teil­ko­mi­tees entfaltet der Film seine subver­sive Dimension: Die totale Kontrolle und Bespitze­lung der Bewohner, die die Frauen des Komitees ausüben, evoziert schau­dernd Block­war­ter­in­ne­rungen an die Nazis. Das Leben auf der Wache ist hart: Arbeit zu jeder Tages- und Nachtzeit. Anstatt Seri­en­killer dingfest zu machen oder Drogen­syn­di­kate hochgehen zu lassen, müssen diese Poli­zisten das Erbro­chene von Betrun­kenen aufwi­schen, Jagd auf vermeint­lich »toll­wü­tige« Hunde (im Jahr des Hundes!) machen, einen Mann aufspüren, der einen Poli­zisten beleidigt hat, oder einen Verkäufer von »porno­gra­phi­schen« Fotos (Frauen im Badeanzug) verhaften. Die großen Verbre­chen werden entweder völlig übersehen oder sie geschehen woanders. Wichtig sind statt dessen die Vorgaben der Stadt­ver­wal­tung, Preis­ver­lei­hungsze­re­mo­nien für das beste Revier und blinder Gehorsam gegenüber den unsin­nigsten Befehlen. Das System ist alles. »Wir kontrol­lieren alles hier, bis auf das, was die Leute essen und wo die Leute scheißen und pissen.« sagt Wang zu seinem jungen Kollegen. Wenn im reinsten cinema vérité-Stil der Revier­chef den gefürch­teten Krimi­nellen spielt und die Poli­zisten-Poli­zisten das Verhör führen, zeigt sich nicht nur, wie sich die Polizei ein richtiges Verhör vorstellt, sondern auch die Struktur des Staates an der Basis.