14.11.2013

Auf festen Säulen

God loves caviar
Der vollendete Diener:
God Loves Caviar

Die 27. Griechische Filmwoche in München erinnert an die Geschichte von der Antike bis in die Gegenwart

Von Dunja Bialas

Zum filmi­schen Einblick in die große und lange Geschichte Grie­chen­lands lädt dieses Jahr die Grie­chi­sche Filmwoche in München ein. Das mit über zehn Filmen bestückte Programm verheißt eine Reise in die Zeit des Osma­ni­schen Reichs, nach Byzanz, in die unbe­schwerten 50er Jahre, in die jüngere Vergan­gen­heit und in die schwie­rige Gegenwart der Krise. Höhepunkt des Programms ist Recycling Medea, eine Verschmel­zung des klas­si­schen und modernen Tanzes mit aktuellen Bildern von jungen, gegen die Spar­maß­nahmen protes­tie­renden Menschen. »Grie­chen­land mordet seine Jugend, indem es deren Zukunft zerstört«, so die Beschrei­bung des kraft­vollen Film­ex­pe­ri­ments. Regisseur Asteris Koutoulas, der auch Konzert­ma­nager ist, hat für die Ballett­musik Mikis Theo­do­rakis beauf­tragt. Aus der asso­zia­tiven und von der Musik gelei­teten Montage von Tanz­auf­nahmen mit Bildern von zarten und zornigen Jugend­li­chen entsteht eine filmische, iden­ti­täts­stif­tende National-Hymne über die Ereig­nisse der heutigen Zeit, die in der Krise den Mythos neu erzählt. (Sa., 23.11., 20:00 Uhr, in Anwe­sen­heit des Regis­seurs)

Die Geschichte »vom Piraten zum Patrioten« erzählt Jannis Smaragdis in seinem Kostüm­film God Loves Caviar, der als Euro­pro­duk­tion Schau­spiel­größen von Sebastian Koch über Catherine Deneuve und John Cleese bis Lakis Laso­poulos vereint und die Grie­chi­sche Filmwoche eröffnet. Der durch Cavi­ar­handel zu Reichtum gelangte Varvakis schließt sich einer Unter­grund­be­we­gung an, um gegen die Vorherr­schaft der Osmanen zu kämpfen. Eine pracht­volle Erin­ne­rung an die Kraft der Griechen, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen. (Fr., 15.11., 20:30 Uhr im Rio Film­pa­last, und Di., 19.11., 18:00 Uhr, Vortrags­saal der Biblio­thek im Gasteig)

Man lebt nur einmal heißt der Erfolgs­film Giorgos Tzavellas', der in den 50er Jahre die grie­chi­schen Kino­charts anführte. Die Komödie vom einfachen Ange­stellten, der einen Kassenüber­schüss unter­schlägt und durch seine »Gewitzt­heit« ein Leben der Reichen führen kann, erscheint heute wie ein ironi­scher Augen­schlag der Geschichte. Der Frage, ob Dimitris Horn alias Kleon als Role Model für die spätere ökono­mi­sche Verschla­gen­heit einiger Lands­leute herge­halten hat, die Grie­chen­land in die Krise führten, kann zur Musik von Manos Hatzi­dakis nach­ge­gangen werden. (So., 17.11., 17:30 Uhr und Mi., 20.11., 20:00 Uhr)

Gewis­ser­maßen die Fort­set­zung von Man lebt nur einmal erzählt so auch die aktuelle Komödie Papa­do­poulos & Söhne von Markos Markou. Hier lebt Herr Papa­do­poulos in Saus und Braus, bis er durch die Krise seine Exis­tenz­grund­lage verliert. Mit seiner Familie zieht er zu seinem Bruder und verbündet sich mit ihm gegen einen Kebab-Buden­be­sitzer, indem sie ein Fish&Chips-Lokal aufbauen. Nach und nach stellt sich ein Glück ein, das man mit Geld nicht kaufen kann, so die Moral der Geschichte. (So., 17.1.., 20:00 Uhr)

Einen stillen Konflikt zwischen Gene­ra­tionen erzählt 11 Meetings with my Father, in dem zwei unter­schied­liche Welten aufein­an­der­prallen. Eva studiert klas­si­schen Gesang, ihr Vater ist Last­wa­gen­fahrer. Wie zwei Gene­ra­tionen zusam­men­finden, zeigt der Film fein­fühlig und in moderner Bild­sprache. (Mo., 18.11., 18:00 Uhr und Do., 21.11., 20:00 Uhr)

Es nicht bei dem belassen, was gerade ist, ist das Motto der leicht­füßigen, von Woody Allen und Alain Resnais inspi­rierten Komödie What if... von Chris­to­phoros Papa­ka­liatis. In zwei Film­strängen spielt er die Wahl­mög­lich­keiten durch, entweder die Wohnung zu verlassen und beim Gassi-Gehen mit dem Hund auf die Liebe des Lebens zu treffen, oder zu Hause zu bleiben und weiterhin nur seinen Hund als Gesprächs­partner zu haben. Ein Aufruf, auch in schwie­rigen Zeiten das Handeln nicht zu verlernen. (Mo., 18.11., 20:00 Uhr und Fr., 22.11., 18:00 Uhr)

27. Grie­chi­sche Filmwoche 15.11.-24.11.2013