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Artechocks Angebot der Woche

  28.10.1999
 
 
 
 

Da gäb's ja wieder einiges zu empfehlen diese Woche: Die Bernhard Wicki-Retro im Filmmuseum zum Beispiel, mitsamt Geburtstagsfeier des Regisseurs am Donnerstag abend. Viscontis IL GATTOPARDO (OmU) in der Lupe 2 - vielleicht nicht unbedingt das geeignetste Kino für so einen ausladenden, üppigen Film, der nach einer riesigen Leinwand schreit, aber doch tausendmal besser als ihn nicht oder im Fernsehen zu sehen. LA PELÌCULA DEL REY im Aeroport FJS wäre zu erwähnen - wir haben ihn selbst noch nicht gesehen, aber er klingt doch sehr interessant. WILD SIDE von Donald Cammell dürfte nicht ungenannt bleiben - jetzt wieder in die vom Regisseur eigentlich gewollte Form gebracht und am Montag vorgestellt von Cutter Frank Mazzola; Grund allein, hinzugehen, denn der Mann war als junger Beatnik an der Seite von James Dean zu sehen in REBEL WITHOUT A CAUSE.
Und dann selbstverständlich - und nach dem viertägigen Konferenz-Marathon erst recht und ganz besonders - Orson Welles: F FOR FAKE gemeinsam mit dem "War of the Worlds"-Hörspiel. Und CHIMES AT MIDNIGHT - viel besser kann Kino gar nicht mehr werden.

Aber wenn wir uns festlegen müssten. Wenn uns der geschwätzige Plauderton untersagt und uns eine knappe, klare Entscheidung aufgezwungen würde: Nur ein Film diese Woche. Einer.
Dann müsste das SUSPIRIA sein.
Den in einem richtigen Kino zu sehen (und nicht im Atelier wie beim Fantasy-Filmfest letztes Jahr, grummel, grummel) ersetzt mühelos jede bewußtseinsverändernde Substanz. Wir möchten jetzt schon allen empfehlen daheimzubleiben, die gerne solch Sätze sagen wie: "Eyh, des is ja total unlogisch" oder "Der Film hat keine richtige Handlung" oder - unser Favorit - "Des war ja überhaupt nich realistisch". Alle aber, die über das Kindergarten-Stadium der Filmrezeption hinaus sind, seien herzlichst eingeladen, mit uns am Wochenende zu Staunen und zu Schwelgen, wenn Dario Argento sein Bildgewitter auf uns hereinbrechen, uns von Farbfluten mitreißen und in Tonströmen treiben läßt.
Die Logik des Films ist die eines Alptraums, die eines Märchens; die Farben (der Welt geilstes Technicolor) haben mehr zu sagen als die Dialoge; der Horror ist der Horror des Ornaments, des barocken Zuviel. Es ist der eine Film, der Argento einen unverrückbaren Platz im Kino-Olymp garantiert und in seinem Genre ein unerreichter Meilenstein.
Und nichts ist schöner, als SUSPIRIA spätnachts in München (das im Film die Rolle von Freiburg spielt) zu sehen und anschließend über den Königsplatz zu spazieren.
Ein kleiner Wermutstropfen allerdings: Wenn's stimmt, was im Programm des Filmmuseums angekündigt ist, dann läuft eine englischsprachige Fassung, die um drei Minuten gekürzt ist. Ungleich besser als die von der deutschen Zensur völlig verhackstückte Version ist das allemal, aber es hätt' auch die ungeschnittene italienische sein dürfen. Nun ja, wir wollen ja nicht undankbar sein.
(SUSPIRIA: Filmmuseum, Fr./Sa. 23:00)

Wem's nach SUSPIRIA noch nicht genug gegruselt hat: Am Sonntag - "this is Halloween, this is Halloween..." - gibt's übrigens im Atomic Café die vierte und (so wurde es uns zugetragen) letzte (!) KRASNOGORSK Super 8-Nacht. Losgehen tut's um halb Zehn tun, und um Mitternacht gibt's auch noch eine Tanzperformance von einer gewissen "Eleonore aus dem Schattenreich". Vielleicht ist das ja die, die sich auszieht, um das Gruseln zu lehren, oder so...

Für diesen üblen Kalauer hätten wir uns jetzt gewiß (und nicht zu Unrecht, wir gestehen es ein) eine Rüge eingehandelt von unserem Herrn Oehmann, weilte er derzeit nur in München. Weil er aber in Hof weilt, sind wir da grade nochmal drumrumgekommen. Wer aber jetzt fürchtet, es könne aus dem selben Grunde diese Woche auch keine weisen Ratschläge unseres allseits ebenso hochgeschätzten wie tiefverehrten Herrn Oehmann geben - nun, der oder die irrt zu unser aller größtem Glücke. Denn weder Kosten noch Mühen hat der Herr Oehmann gescheut, uns seine Empfehlungen für diese Woche des fernen Verweilorts unbenommen zukommen zu lassen ohn' Fehl und Tadel. Drei galoppierende Boten und zwölf zu Fuß, vier Etappenläufer mitsamt Melderegiment, eine Heißluftballonstaffel und eine vierzehnköpfige Telefonfräuleins-Wasserballett-Kompanie sowie zwei Busfahrer und ein unbeteiligter Rauhhaardackel mußten heldenhaft ihre Leben lassen (ja, Hof ist eine rauhe Gegend...), aber schließlich hat sie uns doch noch erreicht, die Kunde von Herrn Oehmanns kluger Weisung, die da lautet:
"Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

Die Artechock-Redaktion

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