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Artechocks Angebot der Woche

  14.10.1999
 
 
 
 

Für gewöhnlich - so hoffen wir zumindest - schätzen Sie, werte Leserinnen und Leser, diese Wochentips ob ihrer fundierten Wegweisung durch das Münchner Kinoangebot. Und das ist recht so.
Heute aber wollen wir mit einer Ausnahme beginnen und ganz unfundiert einen Film empfehlen, über dessen Qualität wir gerade mal vage spekulieren können. TOKYO EYES haben wir nämlich selbst noch nicht gesehen, und können hier eigentlich nicht mehr kundtun als unsere Absicht, diesem Versäumnis baldmöglichst abzuhelfen. Da's jedoch gut sein kann, daß nächste Woche schon wieder alle Chancen vorbei sind für andere, dem gleichzutun, empfehlen wir den Film lieber gleich jetzt schon mal. Beschwerden werden nachher nicht entgegengenommen - aber völlig schiefgehen kann's eigentlich fast gar nicht, erstens weil Japan immer schon mal gut ist (und's hoffentlich bleibt, wenn der Blick darauf ein französischer ist) und zweitens weil Takeshi Kitano die Hauptrolle spielt, und der ist einer unserer Helden und immer einen Kinobesuch wert.

So, ganz fundiert bringen wir jetzt gleich auch noch was hinter uns, das Sie wahrscheinlich bereits bang erwarten: Jawoll, auch diese Woche kann nicht vorüberziehen ohne einen entschiedenen Hinweis auf die Orson Welles-Reihe im Filmmuseum. Was Wichtigeres gibt's in dieser Stadt diesen Monat im Kino nicht, und alle, die nicht hingehen, sind a) selber schuld und b) bei uns doch einigermaßen untendurch. Diese Woche ist - bevor's dann nächste mit der Konferenz ordentlich losgeht mit Welles satt rund um die Uhr - der Stundenplan auch recht human: Nochmal MACBETH und OTHELLO (in der - grummel, grummel, schmoll - bösen "rekonstruierten" Fassung mit der verschandelten Tonspur), dann TOUCH OF EVIL (in der - merket auf! - guten rekonstruierten Fassung, die näher an Welles Wünsche herankommt als alle anderen), BLACK MAGIC und THE TRIAL, der kongenialen Verfilmung von Kafkas "Prozeß".

Wie üblich bietet das Filmmuseum - als wär' das nicht schon des Besten genug - auch weitere sehenswerte Dinge: Darunter am Freitag Nacht Bunuels & Dalis L'AGE D'OR und am Samstag mal wieder (aber wie immer auch diesmal willkommen) METROPOLIS - Anlaß dafür ist der 70. Geburtstag von Enno Patalas, der für Freunde des Filmmuseums selbstverständlich Grund zum Feiern ist.
Außerdem gibt's mehrere Filme zur Rumänischen Kulturwoche - da können wir aber leider im Moment auch nicht mit Ratschlägen dienen, außer: Wer wagt, gewinnt; und: ein bißchen Entdeckerlust hat noch keinem Kinofan geschadet.

Vom cineastisch entlegenen Rumänien zum nahen Hollywood: Normalerweise gibt's ja an dieser Stelle wenig zu lesen über große Erstaufführungen, aber weil wir berechtigte Furcht haben, daß die mehr oder minder werten Kollegen in folgenden zwei Fällen (mal wieder?) ein ganz falsches Bild zeichnen, seien hier ausdrücklich empfohlen AUSTIN POWERS - THE SPY WHO SHAGGED ME und THE HAUNTING. Letzteren hatten wir - wir sind geständig - vorab in Gesprächen bereits mit einiger Häme überzogen; klang ja auch zu furchtbar: Jan (TWISTER - pfui bäh!) de Bont macht sich über den großartigen Shirley Jackson Roman "The Haunting of Hill House" her, den Robert Wise schon so phänomenal toll verfilmt hat. Aber siehe da, es geschehen noch Zeichen und Wunder - der Film ist schön, und wenn's die Zeit irgendwie erlaubt, erklären wir baldmöglichst in einer Kritik auch warum.
Zu AUSTIN POWERS muß man nicht viel sagen (wir werden's hoffentlich trotzdem noch tun), außer: Shagadellic, baby! und: Bitte, bitte, gehen Sie in die Originalfassung. Der Verleih hat sich zwar nach eigenen Aussagen wohlweislich sehr darum bemüht, mit der Synchro nicht nochmal so ein unsägliches Totaldebakel hinzulegen wie bei dem ersten AUSTIN POWERS-Film, und diese Bemühungen werden sicher einigermaßen gefruchtet haben - aber mehr als ein akzeptabler Kompromiß wird garantiert auch diesmal nicht drin gewesen sein (zu unübersetzbar sind zu viele der Gags), und warum sich das antun, wenn das Vergnügen auch gänzlich ungetrübt zu haben ist.

Eigentlich soll hier ja ein Weg gebahnt werden speziell durch das Filmangebot der Münchner Kinos. Aber es soll ja auch reiselustige Münchner geben, und das wundersame Medium des Internets trägt unsere Worte womöglich bis entlegenste Winkel und dabei sogar nach (auch dort soll das moderne Zeitalter punktuell schon Einzug gefunden haben) Oberammergau.
Daselbst veranstaltet man nämlich, vom 15. bis zum 24. Oktober, eine große Reihe über 100 Jahre Jesus im Film (genaugenommen müsste es 102 heißen, aber wir sind ja nicht so). Das ist schön 1. Weil's ein interessantes Thema ist, wie knappe 2000 Jahre Ikonographie kinematographische Fortsetzung finden und 2. Weil da ganz viele tolle Filme auf dem Programm stehen: Von den in Amerika 1898 gefälschten angeblichen Oberammergauern Passionsspielen über die einschlägigen Monumentalschinken von de Mille, Stevens et al. bis zu Passolini, Jarman, Godard, Hal Hartley und auch Monty Python's THE LIFE OF BRIAN.
Hätten wir nicht unseren Welles, man möcht' fast neidisch werden.

So, und jetzt wird's Zeit für all die Kleingläubigen, Abbitte zu tun, ihre Irrungen einzugestehen und auf den Weg des wahren Heils zurückzukehren. Sollen doch schon angeblich Äußerungen laut geworden sein, die wöchnetlichen Worte unseres Herrn Oehmann seien verfehlt oder im Scherze dahingesagt oder gar beides! Hätten sie doch mit Kino wenig zu tun. "Ha, Nichtswürdige," ist es uns ein Vergnügen, den... ähh..., eben Nichtswürdigen entgegenzuschleudern, die dergleichen in ihrer ebenso grenzenlosen wie bedauernswerten Unwissenheit von sich geben!
Denn sehet: Es sollen sich öffnen die Pforten des Cinerama als es da werde Samstag Nachmittag, und Ihr sollet dort sehen die Sendung deren Namen ist "ran".
Und so soll sich erfüllen (also zumindest teilweise, aber die andere Hälfte kriegen wir auch noch hin) was dereinst gesagt wurde vom großen Propheten Oehmann, dessen Weisheit nahezu grenzenlos und dessen Ähnlichkeit mit Sean Penn verblüffend ist. Als es da wäre:
"Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."
Amen.

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

Die Artechock-Redaktion

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