Für gewöhnlich - so hoffen wir zumindest - schätzen Sie, werte
Leserinnen und Leser, diese Wochentips ob ihrer fundierten
Wegweisung durch das Münchner Kinoangebot. Und das ist recht
so. Heute aber wollen wir mit einer Ausnahme beginnen und ganz
unfundiert einen Film empfehlen, über dessen Qualität wir gerade
mal vage spekulieren können. TOKYO EYES haben wir nämlich selbst
noch nicht gesehen, und können hier eigentlich nicht mehr kundtun
als unsere Absicht, diesem Versäumnis baldmöglichst abzuhelfen.
Da's jedoch gut sein kann, daß nächste Woche schon wieder alle
Chancen vorbei sind für andere, dem gleichzutun, empfehlen wir den
Film lieber gleich jetzt schon mal. Beschwerden werden nachher
nicht entgegengenommen - aber völlig schiefgehen kann's eigentlich
fast gar nicht, erstens weil Japan immer schon mal gut ist (und's
hoffentlich bleibt, wenn der Blick darauf ein französischer ist)
und zweitens weil Takeshi Kitano die Hauptrolle spielt, und der ist
einer unserer Helden und immer einen Kinobesuch wert.
So, ganz fundiert bringen wir jetzt gleich auch noch was hinter
uns, das Sie wahrscheinlich bereits bang erwarten: Jawoll, auch
diese Woche kann nicht vorüberziehen ohne einen entschiedenen
Hinweis auf die Orson Welles-Reihe im Filmmuseum. Was Wichtigeres
gibt's in dieser Stadt diesen Monat im Kino nicht, und alle, die
nicht hingehen, sind a) selber schuld und b) bei uns doch
einigermaßen untendurch. Diese Woche ist - bevor's dann nächste mit
der Konferenz ordentlich losgeht mit Welles satt rund um die Uhr -
der Stundenplan auch recht human: Nochmal MACBETH und OTHELLO (in
der - grummel, grummel, schmoll - bösen "rekonstruierten" Fassung
mit der verschandelten Tonspur), dann TOUCH OF EVIL (in der -
merket auf! - guten rekonstruierten Fassung, die näher an Welles
Wünsche herankommt als alle anderen), BLACK MAGIC und THE TRIAL,
der kongenialen Verfilmung von Kafkas "Prozeß".
Wie üblich bietet das Filmmuseum - als wär' das nicht schon des
Besten genug - auch weitere sehenswerte Dinge: Darunter am Freitag
Nacht Bunuels & Dalis L'AGE D'OR und am Samstag mal wieder
(aber wie immer auch diesmal willkommen) METROPOLIS - Anlaß dafür
ist der 70. Geburtstag von Enno Patalas, der für Freunde des
Filmmuseums selbstverständlich Grund zum Feiern ist. Außerdem
gibt's mehrere Filme zur Rumänischen Kulturwoche - da können wir
aber leider im Moment auch nicht mit Ratschlägen dienen, außer: Wer
wagt, gewinnt; und: ein bißchen Entdeckerlust hat noch keinem
Kinofan geschadet.
Vom cineastisch entlegenen Rumänien zum nahen Hollywood:
Normalerweise gibt's ja an dieser Stelle wenig zu lesen über große
Erstaufführungen, aber weil wir berechtigte Furcht haben, daß die
mehr oder minder werten Kollegen in folgenden zwei Fällen (mal
wieder?) ein ganz falsches Bild zeichnen, seien hier ausdrücklich
empfohlen AUSTIN POWERS - THE SPY WHO SHAGGED ME und THE HAUNTING.
Letzteren hatten wir - wir sind geständig - vorab in Gesprächen
bereits mit einiger Häme überzogen; klang ja auch zu furchtbar: Jan
(TWISTER - pfui bäh!) de Bont macht sich über den großartigen
Shirley Jackson Roman "The Haunting of Hill House" her, den Robert
Wise schon so phänomenal toll verfilmt hat. Aber siehe da, es
geschehen noch Zeichen und Wunder - der Film ist schön, und wenn's
die Zeit irgendwie erlaubt, erklären wir baldmöglichst in einer
Kritik auch warum. Zu AUSTIN POWERS muß man nicht viel sagen
(wir werden's hoffentlich trotzdem noch tun), außer: Shagadellic,
baby! und: Bitte, bitte, gehen Sie in die Originalfassung. Der
Verleih hat sich zwar nach eigenen Aussagen wohlweislich sehr darum
bemüht, mit der Synchro nicht nochmal so ein unsägliches
Totaldebakel hinzulegen wie bei dem ersten AUSTIN POWERS-Film, und
diese Bemühungen werden sicher einigermaßen gefruchtet haben - aber
mehr als ein akzeptabler Kompromiß wird garantiert auch diesmal
nicht drin gewesen sein (zu unübersetzbar sind zu viele der Gags),
und warum sich das antun, wenn das Vergnügen auch gänzlich
ungetrübt zu haben ist.
Eigentlich soll hier ja ein Weg gebahnt werden speziell durch das
Filmangebot der Münchner Kinos. Aber es soll ja auch reiselustige
Münchner geben, und das wundersame Medium des Internets trägt
unsere Worte womöglich bis entlegenste Winkel und dabei sogar nach
(auch dort soll das moderne Zeitalter punktuell schon Einzug
gefunden haben) Oberammergau. Daselbst veranstaltet man
nämlich, vom 15. bis zum 24. Oktober, eine große Reihe über 100
Jahre Jesus im Film (genaugenommen müsste es 102 heißen, aber wir
sind ja nicht so). Das ist schön 1. Weil's ein interessantes Thema
ist, wie knappe 2000 Jahre Ikonographie kinematographische
Fortsetzung finden und 2. Weil da ganz viele tolle Filme auf dem
Programm stehen: Von den in Amerika 1898 gefälschten angeblichen
Oberammergauern Passionsspielen über die einschlägigen
Monumentalschinken von de Mille, Stevens et al. bis zu Passolini,
Jarman, Godard, Hal Hartley und auch Monty Python's THE LIFE OF
BRIAN. Hätten wir nicht unseren Welles, man möcht' fast
neidisch werden.
So, und jetzt wird's Zeit für all die Kleingläubigen, Abbitte zu
tun, ihre Irrungen einzugestehen und auf den Weg des wahren Heils
zurückzukehren. Sollen doch schon angeblich Äußerungen laut
geworden sein, die wöchnetlichen Worte unseres Herrn Oehmann seien
verfehlt oder im Scherze dahingesagt oder gar beides! Hätten sie
doch mit Kino wenig zu tun. "Ha, Nichtswürdige," ist es uns ein
Vergnügen, den... ähh..., eben Nichtswürdigen entgegenzuschleudern,
die dergleichen in ihrer ebenso grenzenlosen wie bedauernswerten
Unwissenheit von sich geben! Denn sehet: Es sollen sich öffnen
die Pforten des Cinerama als es da werde Samstag Nachmittag, und
Ihr sollet dort sehen die Sendung deren Namen ist "ran". Und so
soll sich erfüllen (also zumindest teilweise, aber die andere
Hälfte kriegen wir auch noch hin) was dereinst gesagt wurde vom
großen Propheten Oehmann, dessen Weisheit nahezu grenzenlos und
dessen Ähnlichkeit mit Sean Penn verblüffend ist. Als es da
wäre: "Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße." Amen.
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die
Artechock-Redaktion
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