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Öffnet die Tore!
Am Samstag beginnt das Filmfest München

  25.06.1998
 
 
 
 

Die Fußballweltmeisterschaft kommt in die spannende Phase und während Spanien Bulgarien vom Platz fegt, sitze ich neben dem WM-Ticker und denke ans Münchner Filmfest, das am Samstag den 27. Juni zum 16. Mal seine Tore öffnet - Erlebnisgesellschaft aller Orten, besonders hier und jetzt. Es geht also darum, den einen oder anderen Treffer auf der Jagd nach dem besten Erlebnis zu landen, was bei dem völlig überdrehten Angebot immer schwieriger wird, denn egal ob man sich für französischen Fußball (z.Zt. der beste), Konzerte, Theater (wenn's sein muß auch auf dem Tollwood), Biergarten (am besten mit Fußball) oder den internationalen Film (dummerweise auf zwei Festivals gleichzeitig, denn das Hochschulfilmfest läuft zur gleichen Zeit) entscheidet, man muß sich immer auch gegen etwas entscheiden, und so wächst die Furcht, sich für das Falsche zu entscheiden. Um also in diesen harten Zeiten der Entscheidungsschwierigkeiten und Orientierungslosigkeit ein bißchen Halt zu geben, nennen wir die entscheidenden Treffer schon im vorraus - zumindest was das Filmfest betrifft.

Passend zur Erlebnisjagd steht das Filmfest diesmal unter dem Motto: "Augenblicke des Glücks" - was für ein Allgemeinplätzchen! "... denn Herr Rosi sucht das Glück, sucht man es, so fehlt ein Stück, ja es fehlt ein Stück vom Glück..." - trotzdem suchen wir. Und ganz vorne findet man dann die Filme von Monte Hellman, die im Filmmuseum laufen. Hellman war bis dato einer der personifizierten Insidertips, allein weil seine Filme so selten zu sehen sind. Lob gibt's von charakteristischer Seite: Tarantino hält Hellman für den Regisseur, der es von allen am meisten verdient hat, wiederentdeckt zu werden - so zitiert es zumindest das Filmfest-Magazin. Da könnte man schon fast wieder skeptisch werden, da in letzter Zeit doch so mancher Film mit Tarantino-Bonus - egal in welcher Form dieser auch dargeboten wurde - seinen Ansprüchen oder Versprechen nicht gerecht wurde. Doch in diesem Fall können wir noch eins nachlegen: die Cahiers Du Cinema schrieb: "Der vielleicht begnadeteste Filmemacher seiner Generation." Also, diesem Urteil sollte man durchaus Gewicht zukommen lassen; doch wer jetzt noch eine Entscheidungshilfe braucht, der sollte sich die Besetzungslisten der Filme durchlesen: Jack Nicholson, Warren Oates, James Taylor, Dennis Wilson, Sam Peckinpah...

Von Hellmans Filmen sind insbesondere drei hervorzuheben: das Road-Movie TWO-LANE BLACKTOP (Asphaltrennen), und die beiden Western RIDE IN THE WHIRLWIND, für den Jack Nicholson das Drehbuch geschrieben hat, und THE SHOOTING. Kurz und gut: Hellman scheint ein sicherer Treffer, so ähnlich wie ein Spiel der Franzosen bei der WM. Darüber hinaus gibt es sicher noch den ein oder anderen Independent-Streifen zu entdecken und alte Filme von Francesco Rosi kann man sich auch mal (wieder im Kino) anschauen. Aber eins kann man sich auf jeden Fall sparen: und das sind die großen Vorpremieren, wie THE HORSE WHISPERER oder THE WINGS OF THE DOVE - nicht weil die Filme schlecht wären, sondern allein aus dem Grund, daß sie in den nächsten Monaten eh1 im Kino laufen werden - und dann ist schließlich keine Fußballweltmeisterschaft mehr!

Max Herrmann

 

Wer sich vor allem für Dokumentarfilme interessiert, der hat, wie immer, ein Problem weniger als andere Filmfestbesucher. Alle Documentaries sind im Gasteig (Vortragssaal der Bibliothek) zu sehen. Das lästige hin und her fahren und die schwierige Kombination der Termine fallen also schon mal weg. Bei den Documentaries gibt es diesmal eine Reihe von Porträts über die unterschiedlichsten Menschen. Über Künstler, wie die Schauspielerfamilie Bennent in BENNENT MAL VIER und Revolutionäre, wie Ernesto Guevara in EL CHE. Ein gutes Kontrastprogramm und eine Gelegenheit wiedermal etwas von interessanten Menschen mitzubekommen. Wen Tiere mehr interessieren, soll ja vorkommen, für den ist dann wohl eher die Reihe Faszination Natur etwas!

Andrea Wienen

 

Ich habe ganz fest einen Vorsatz gefaßt: dieses Jahr werde ich auf dem Filmfest deutlich weniger Filme anschauen. Ich werde nicht jeden Tag in alles reinrennen, was halbwegs interessant klingt; werde von Anfang an strenger auswählen und mir dadurch mehr Zeit schaffen für Begegnungen mit den Filmfest-Gästen, für Interviews und Gespräche - und für so Dinge wie Biergarten, Privatleben und Fußball-WM.
Hat ja auch sonst alles keinen Sinn: Wie war das denn letztes Jahr? Als ich täglich so um die vier Filme gesehen habe, und nachher ganz deprimiert war, weil die meisten davon halt doch nur Mittelmaß waren - wofür meine Toleranz bei geballter Dosis sehr schnell gegen Null geht. Nein, nein; das brauch' ich nicht noch mal.
Und dieses Jahr sind ja die besten Voraussetzungen dafür gegeben, daß ich den Vorsatz einhalte. Denn was ist im Programm schon Tolles geboten? Fast alle wahren Highlights aus Cannes (Sachen wie Lars von Triers IDIOTEN, Terry Gilliams FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS) fehlen doch schon mal genauso wie der neue Film von Guy Maddin (einst regelmäßiger und gerngesehener Gast in München).
Na ja, gut, da sind die beiden Retrospektiven: Monte Hellman ist eigentlich komplett Pflicht, und von Francesco Rosi gibt's vieles wahrscheinlich so schnell auch nicht wieder zu sehen. Und einige Regisseure sind mit neuen Filmen vertreten, um die ich schwer herumkommen werde: John Sayles, Jacques Rivette, Ken Loach und Ann Hui zum Beispiel. Dann natürlich die paar japanischen und chinesischen Filme - die lohnen sich fast immer. Und, o.k., ANIMALS, SUICIDE KINGS, PERDITA DURANGO, THE SPANISH PRISONER, NOOSE, SLIDING DOORS, THE APOSTLE, THE DECLINE OF WESTERN CIVILIZATION PART III, PHANTOM PAIN, SURRENDER DOROTHY, MODULATIONS - die möchte ich schon gerne alle sehen. Zugegeben, bei den Dokumentarfilmen klingt einiges auch sehr spannend. Und ich könnt' freilich auch mal wieder versuchen, meine Vorurteile gegen den aktuellen deutschen Film abzubauen - da hat mir vorab doch PLUS-MINUS NULL direkt Hoffnungen gemacht, und der neue Eckhart Schmidt könnte auch interessant werden. Und wenn man nicht im Kino sitzt - draußen gäb's ja auch noch Charley Chase beim Open Air.
Na ja, gute Vorsätze sind ja eh' nur dazu da, gebrochen zu werden.

Thomas Willmann

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