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COMICS IM KINO

  29.08.1996
 
 
 
 

Zweite Chance für Ralf König

Vorsätzliche Unsachlichkeit ist bei ehrenwerten Rezensenten Trumpf, wenn es um Literaturverfilmungen geht. Bei solchen unterteilen wir einerseits in mißlungene (80%), gelungene (Raymond Chandlers "The Big Sleep") und die, bei denen eh alles wurscht ist ("Das Geisterhaus", "Salz auf unserer Haut").

ähnlich verheerend muß die Bestandsaufnahme bei den Realfilmversionen von Comics ausehen. Wo meist schon, wie z.B. bei Asterix und Lucky Luke, der Zeichentrick versagt, muß die Schauspielvariante erst recht scheitern.

Jane Fonda als "Barbarella" aus dem Jahre 1967 kann man aufgrund er zeitlichen Distanz schon wieder lustig finden, die Nachfolger der 80er und 90er, Superman, Batman, Hulk und ihre Freunde, sind Filme von Dreißigjährigen für Dreizehnjährige; kein Mensch braucht sowas. Verschweigen sollte man Robert Altmans "Popeye" mit Robin Williams, verdammen Terence Hills unentschuldbare Lucky Luke-Adaption, preisen aber ausnahmweise den wackeren Warren Beatty. Der nämlich hat's grad umgekehrt gemacht: Aus einem schlechten Comic einen edlen Film.

Doch "Dick Tracy" wird wohl auf einige Zeit einsam bleiben als geglücktes Experiment, Schlimmes nämlich wurde schon angekündigt, z.B. ein Peanuts-Film mit Phil Collins als Charly Brown, hoffentlich eine Zeitungsente; außerdem wiederholen sich beharrlich die Pressemeldungen über ein Projekt mit Gerard Depardieu als - Augen zu - Obelix. Dies zu vereiteln, wollen wir uns alle einen gütigen Blitz herbeisehnen, gell?!

Der Schwulcomic "Der bewegte Mann" war eine der harmlosesten Arbeiten von Ralf König, wurde von Söhnke Wortmann noch harmloser besetzt und in einer Art Hetero-Kuschel-TV-Mix verwässert. Gelobt wurde Wortmann hauptsächlich für die witzige Story, die aber nun mal von König stammt. Durch den blöderweise eingetretenen Erfolg von "Der bewegte Mann" ist nun die Bahn frei für stärkeren Tobak. "Das Kondom des Grauens", ebenfalls von Ralf König ist weniger familienf ilmtauglich, bietet sich wegen der drehbuchtauglichen Geschichte prima zur Verfilmung an, wobei eine glaubwürdige Filmversion andererseits ohne das Zeigen von mehreren Erektionen kaum möglich erscheint. 'Schau ma mal!' wie der Kaiser sagt. Ab dieser Woche fängt das Kondom in unseren Kinos zu beißen an, und weil Herr König persönlich beteiligt ist und außerdem noch Herr Buttgereit und Leonard Lansink, geben wir uns hoffnungsfroh trotz aller historisch bedingter Bedenken. Haps.

Richie Oehmann

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