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Sternenhimmel über dem Königsplatz

  18.07.1996
 
 
 
 

Das Wetter war ihnen hold, ebenso die Stadt München, die die Veranstaltung wohl in letzter Minute doch noch genehmigte - trotz der alten Münchner Anwohnerproblematik. Viel Glück also für die Veranstalter des Kino Open Airs am Königsplatz, aber haben sie das verdient?

Die Karten zu 13,- und 18,- Mark, für Wiese und Bestuhlung, waren für das Gebotene deutlich zu teuer, aber was tut man nicht alles in einer lauen Sommernacht?! 250 Quadratmeter Leinwand klingt zunächst ja nicht schlecht, in einem Kinosaal ist das auch traumhaft, aber für den Königsplatz bei weitem nicht genug. Was bedeutet, daß man 18 Mark für die weiter vorne stehenden Stühle berappen muß, wenn man ein Gefühl von Kino bekommen will, und selbst dann sollte man nicht in den hinteren Reihen sitzen. Genausowenig hatte der Ton etwas mit Kino zu tun, zuerst zu leise - man denkt an die Anwohner - dann lauter, aber recht wabernd. Und das, obwohl sich am Sonntag kein Lüftchen rührte.

Zu allem Überfluß gab es auch noch eine zehnminütige Pause, in der die Filmrollen gewechselt werden mußten. Jeder Kinobesuch zeigt uns, daß es dafür eine technische Lösung gibt, tatsächlich gibt es sogar mehrere: Ob es nun zwei Projektoren sind, mit denen man von einem Akt auf den nächsten umblendet, oder ein Tellersystem, auf dem der ganze Film liegt, jedenfalls ist eine Pause so unnötig wie anachronistisch.

Vielleicht wäre diese Kritik nicht so klar ausgefallen, wenn es sich bei dem aufgeführten Film nicht um "Blade Runner" gehandelt hätte. Denn dieser Film lebt gerade durch die gewaltigen Bilder, die von der Musik hervorragend unterstützt werden. Er ähnelt in dieser Hinsicht einem komplexen Gemälde, das den Wunsch nach Kontemplation hervorruft, die nur durch eine präzise Vorführung ermöglicht werden kann. Und eine Pause zum Pinkeln, oder zu was auch immer, nimmt dem letzten Betrachter die Möglichkeit, in sich und den Film zu versinken. Außerdem sollten Blasenschwache aufs Klo, und nicht ins Kino, gehen.

Ein Gutes hatte die verhaßte Pause dennoch: man konnte sich an den Ordnern vorbeischleichen, um in den vorderen, bestuhlten Bereich zu gelangen. Wie gesagt, dort war es für den Zuschauer noch erträglich.

Max Herrmann

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